Der Jüdische Friedhof in Zittau wird von der NETZWERKSTATT – Zeitgeschichte und Zivilgesellschaft betreut. Der Friedhof gehört der jüdischen Gemeinde Dresden an und wird von der Städtischen Dienstleistungs-GmbH Grünflächen verwaltet.
Der Jüdische Friedhof in Zittau ist in seiner ursprünglichen Funktion als Friedhof inaktiv. Die NETZWERKSTATT bietet regelmäßig und auf Anfrage Führungen an.
Auf dem Friedhof sind unter anderem Menschen begraben, die eine wichtige Rolle in der Stadtgeschichte spielten. Darunter Kaufmannsfamilien, Verwandte des Gründers der Phänomenwerke (Robur) oder bedeutende Prediger der jüdischen Gemeinde.
Zur Geschichte des Jüdischen Friedhofs von Zittau
Bild: Zimmermann & Hönel
Nach Gründung der Israelitischen Religionsgemeinde zu Zittau suchte die Gemeinde ein geeignetes Grundstück für einen Friedhof. Verhandlungen mit der Evangelisch–lutherischen Kirchgemeinde über einen Teil des Frauenfriedhofs in der Innenstadt scheiterten. Schließlich kaufte die Gemeinde 1887 ein Grundstück an der Görlitzer Straße und weihte im selben Jahr ihren Friedhof. Bis dahin fanden Begräbnisse in Görlitz statt. Eine Friedhofsordnung regelte die Begräbnisse, sie legte vier Grabfelder fest. Die ältesten Gräber befinden sich im hinteren Teil (C) des Friedhofes. Das Feld D ist Kinderbegräbnissen vorbehalten. 1908 baute die Gemeinde im Eingangsbereich eine Leichenhalle, der zu kleine Vorgängerbau entsprach nicht mehr den Anforderungen. Bis in die 1930iger Jahre gab es über 60 Beerdigungen, auch aus den Städten Löbau und Reichenau. Am 10. November 1938 wurden in Zittau die Synagoge in der Innenstadt und die Trauerhalle sowie mehrere Gräber zerstört. 1942 entfernte eine Schrottfirma auf Weisung der NSDAP alle Eisenteile von den Gräbern, um sie für den Krieg einzuschmelzen. Der Erlös des Metalls war geringer als der Arbeitsaufwand.
Ein großer Gedenkstein, der erste auf dem Gebiet der ehemaligen DDR (1948), wurde von dem ehemaligen Häftling der Zittwerke Mordka Schwarz gestiftet. Er erinnert an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus Zittau und Umgebung, die während der Shoa ermordet wurden. Nach dem Krieg wurde der jüdische Friedhof mehrmals geschändet. Aktenkundig sind Übergriffe, bei denen unbekannte Täter Grabsteine umstießen und zerschlugen, im Jahr 1947, in den siebziger und neunziger Jahren und zuletzt im Jahr 2003.
Fehlende Eisenteile Foto: Hillersche Villa
Zerstörter Grabstein Foto: Hillersche Villa
2003 gründete sich die Initiative „Erinnerung und Versöhnung“. Die Initiative forschte zu einzelnen Gräbern und den dazu gehörigen Biografien, sorgte für deren Veröffentlichung und für regelmäßige Führungen, um den „guten Ort“ (makom tow) aber auch die dort begrabenen Menschen wieder ins Bewusstsein der Stadt Zittau, ihrer Bewohner und Nachbarn zu bringen. Heute bemüht sich die NETZWERKSTATT- Zeitgeschichte und Zivilgesellschaft um diese Aufgaben und arbeitet unteranderem pädagogisch mit dem Ort.
Modell der Leichenhalle, von Studierenden der FH Zittau unter Prof. Tomlow gebaut; zu sehen in den Städtischen Museen Zittau. Bild: Hillersche Villa
Seit 2013 arbeiteten Archäologen und Studierende der Universitäten Potsdam und Berlin auf dem Friedhof mit dem Ziel, Reste der Grundmauern der Trauerhalle zu finden. Die Umrisse der Halle sollen dauerhaft sichtbar gemacht werden. Die Ergebnisse der fortlaufenden Grabungen wurden zu den jährlichen Tagen des offenen Denkmals einer breiteren Öffentlichkeit gezeigt und erläutert.
Aktuell arbeiten wir an einem Visualisierungskonzept, das den Standort der ehemaligen Trauerhalle räumlich darstellt und erfahrbar macht. Dies wird Teil des im September 2020 stattfindenden Workcamps sein. Mehr dazu in Kürze hier.
Begräbnisordnung des Jüdischen Friedhofs in Zittau
In der nachstehenden Datei finden Sie einen Auszug aus der Begräbnisordnung des Friedhofes der Israelitischen Religionsgemeinde zu Zittau.
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