Anne Frank Ausstellung in Zittau und Anne Frank Tag 2020
Heute, am 12. Juni, ist der Geburtstag von Anne Frank. Mit ihren Tagebuchaufzeichnungen hat Anne Frank Generationen von jungen Menschen bewegt.
Eigentlich wollten wir heute die große Wanderausstellung des Anne Frank Zentrums »Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte« in der Zittauer Johanniskirche eröffnen. Aufgrund der Corona-Pandemie muss das Kooperationsprojekt der Ev. Kirchengemeinde St. Johannis, der Hillerschen Villa und des Anne Frank Zentrums jedoch verschoben werden.
Der neue Termin für die Ausstellung ist der 14.6-16.7.2021.
Kern des Ausstellungsprojekts ist der pädagogische Ansatz der Peer Education, d.h. »Jugendliche begleiten Jugendliche« durch die Ausstellung. Aus diesem Grund planen wir eine Zusammenarbeit mit zahlreichen Schulen in Zittau und Umgebung. Wir möchten die Ausstellung zudem durch vorbereitende Aktionen sowie Veranstaltungen während des Ausstellungszeitraums begleiten. Organisationen und Initiativen, die eigene Ideen zum Begleitprogramm haben, können sich gern bei uns melden (a.knuevener@hillerschevilla.de).
Anne Frank Tag 2020
Das Anne Frank Zentrum organisiert jedes Jahr am 12. Juni den Anne Frank Tag in Kooperation mit Schulen aus ganz Deutschland. In diesem Jahr findet der Aktionstag aus Anlass des 75. Jahrestags des Kriegsendes unter dem Motto »Freiheit« statt. Unter www.annefranktag.de/digitale-angebote-2020 stehen zahlreiche Materialien für Schülerinnen und Schüler zur Beschäftigung mit dem Thema des diesjährigen Anne Frank Tages zur Verfügung. Die Materialien sind für den Einsatz im Unterricht in der Schule oder zu Hause geeignet. Die Eröffnungsveranstaltung des Anne Frank Tages wird am 12. Juni um 10.30 Uhr in einem Livestream übertragen.
Links:
Über Anne Frank
Über die Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“
Informationen zum Anne Frank Tag 2020
Materialien zum Anne Frank Tag
AKN
Es ist keinen Monat her, da wurde in Deutschland dem 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges gedacht. Corona-bedingt war es dieses Jahr ein etwas einsames Erinnern. Die Verantwortung, sich mit der Vergangenheit (auch der jüngsten) auseinanderzusetzen, lag damit bei jeder und jedem Einzelnen. Nachdenkliche und mahnende Beiträge, die gegen das Vergessen der Opfer faschistischer Gewalt im 20. Jahrhundert (und auch der Opfer von Hanau, Halle und Kassel) anschrieben, hatten es in der Flut neuer Meldungen zur Pandemieentwicklung etwas schwer.
Nicht so schlimm? Genug erinnert? Im Gedenken sind wir doch eh schon Weltmeister?
Die Forderungen nach einem Ende der Beschäftigung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands ebben nicht ab – zwischen 25 und 32 Prozent der Deutschen befürworteten in den letzten Jahren¹ einen solchen „Schlussstrich“. Manche Umfragen sprechen von bis zu 53 Prozent.² Dabei ist das Bild schon falsch: als ob man im Umgang mit Geschichte eine mathematisch exakte Rechnung aufstellen, sie mit einem eindeutigen Ergebnis beenden und dieses unterstreichen könnte.
Eine exakte Wissenschaft ist Geschichte nun bekanntlich nicht.
Vielmehr klafft im Bemühen um die Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen in Deutschland ein Riss: das Gedenken in der Öffentlichkeit auf der einen Seite, das Leugnen im Privaten auf der anderen Seite.
Fragt man Bundesbürger*innen nach ihrem Wissen und ihren Einschätzungen zur NS-Zeit, entsteht ein verzerrtes Bild. So schätzten die Befragten in der jüngsten MEMO-Studie der Uni Bielefeld und der Stiftung EVZ, dass mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung nichts von der systematischen Ermordung von Menschen gewusst habe³. Konkret auf ihre Familie angesprochen, schreiben 32 Prozent der Befragten ihren Verwandten oder Vorfahren eine Helfer-Biografie zu. (Seriöse Schätzungen gehen lediglich von einigen Zehntausend Menschen aus, die potenziellen NS-Opfern geholfen haben⁴.) Auf die Frage „Waren Vorfahren von Ihnen unter den Tätern während der Zeit des Nationalsozialismus?“ antworteten 68 Prozent der Studienteilnehmer*innen mit Nein.⁵
Diese Art der Schuldabwehr ist nicht neu. Es war für die Mehrheit der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg leichter, sich selbst als Opfer des Nationalsozialismus zu sehen, über die Vergangenheit zu schweigen und die Erinnerung abzuwehren. Der Wunsch, mit der negativen deutschen Vergangenheit endgültig abzuschließen, geht zudem nicht selten mit einem latenten Antisemitismus einher. Juden und Jüdinnen wird wiederholt vorgeworfen, den Finger in die Wunde zu halten und damit eine positive Identifikation der Deutschen mit ihrer Geschichte zu verhindern.⁶ Statt sich mit den Taten (oder dem Wegsehen) der eigenen Eltern und Großeltern zu befassen, werden die Opfer und deren Nachkommen angeklagt, die Erinnerung an Schuld und Scham wachzuhalten. Diese Verknüpfung von Antisemitismus mit Erinnerungsabwehr ist in Zvi Rex‘ Ausspruch gebündelt „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“⁷
Was folgt nun daraus? Sind die Deutschen unfähig, aus ihrer Geschichte zu lernen?
Und was hat das mit mir zu tun?
Ich habe ab Ende der 1990er-Jahre das Standardprogramm deutscher Schulbildung zum Thema Nationalsozialismus absolviert (bei Lehrer*innen, die ihre Ausbildung zu DDR-Zeiten gemacht hatten). Ich habe Bücher gelesen, Dokumentationen und Spielfilme und jede Menge Schwarzweißbilder gesehen. Nie habe ich gefragt, was meine Familie damit zu tun hatte. Und nie wurde ich von jemandem gefragt, wie und ob meine Familie damit in Zusammenhang steht. Ich erinnere mich, als Jugendliche Irgendwann doch mal vorsichtig eine Frage gestellt zu haben. In der Antwort kam ein Urgroßvater vor, von dem man stolz erzählen könne, dass er im Krieg keinen einzigen Schuss abgegeben habe, weil er nur in der Feldküche eingesetzt worden sei.
In den Erzählungen meiner Großeltern dominierten andere Geschichten. Erinnerungen an die „Ankunft des Krieges“ in einem schlesischen Gebirgsdorf und die Vertreibung der Einwohner*innen gen Westen. Die Unsicherheit in den letzten Kriegsmonaten, als Görlitz geräumt werden musste, und natürlich die entbehrungsreiche Nachkriegszeit mit Hunger und Mangel.
Wie ernst ist es uns Nachfahren heute mit der Aufarbeitung? Und ist mein Nicht-Nachfragen nicht auch eine Art von Verdrängung? Will ich die Antworten überhaupt wissen? Damit muss ich mich beschäftigen.
Für ein ehrliches Erinnern und ein aufrichtiges Gedenken reicht es nicht, das Wissen über „die Nazi-Verbrechen“ wachzuhalten. Es genügt kein abstraktes „Die Geschichte lehrt uns, dass…“ Sondern wir brauchen ein konkretes Fragen: Was hat mir die Vergangenheit zu sagen? Welche Geschichte wird in meiner Familie erzählt und warum? Was weiß ich über die Geschichte meines Wohnortes zur NS-Zeit? Wie konnte es passieren, dass eine Demokratie gescheitert ist und was haben lokale Mitwisserschaft und konkretes Mittätertum mit den beispiellosen Verbrechen jener Zeit zu tun?
Unter diese Fragen kann es keinen Schlussstrich geben.
AHE
1 Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld: MEMO Deutschland – Multidimensionaler Erinnerungsmonitor, Studie III, 2020, S. 26; URL: https://www.stiftung-evz.de/fileadmin/user_upload/EVZ_Uploads/Publikationen/Studien/EVZ_Studie_MEMO_2020_dt_Endfassung.pdf
2 Staas, Christian: Das Ende der Selbstgewissheit, in: DIE ZEIT Nr. 19/2020, 29. April 2020; (Studie wurde von der ZEIT in Auftrag gegeben).
3 Ebd., S. 18.
4 Albert, Julia/Tuchel, Johannes: Widerstand gegen den Nationalsozialismus (=bpb Informationen zur politischen Bildung; 330), Bonn 2016; URL: https://www.bpb.de/izpb/232791/widerstand-gegen-den-nationalsozialismus
5 MEMO Deutschland III, S. 16.
6 Nach einer Studie der Anti-Defamation League von 2019 waren 42 Prozent der Deutschen der Meinung, Juden würden zu viel über den Holocaust sprechen. https://global100.adl.org/country/germany/2019
7 Siehe dazu: Siegel, Anja: Sekundärer Antisemitismus in Deutschland, Blogpost der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) 2018; URL: https://blog.prif.org/2018/08/01/die-deutschen-werden-den-juden-auschwitz-nie-verzeihen-zvi-rex-sekundaerer-antisemitismus-in-deutschland/
Redebeitrag zur Kundgebung von Fridays for Future in Zittau, 22. Mai 2020
Danke, dass ich heute hier sprechen darf. Ich spreche zuerst einmal als junger Mensch, der nicht will, dass dieser Planet weiterhin gedankenlos ausgebeutet und zerstört wird. Ich habe selbst vor ungefähr zehn Jahren mein Abitur gemacht und die wenigsten aus meiner Klasse wären damals fürs Klima auf die Straße gegangen – ich auch nicht. Deshalb: super, dass ihr es macht, und dass ihr auch und gerade in der jetzigen Situation nicht damit aufhört.
Ich spreche heute aber auch als junge Wissenschaftlerin. Ich bin keine Virologin. Ich bin auch keine Epidemologin, Meteorologin oder Klimaforscherin. Wenn überhaupt, bin ich eine Gesellschaftsklimaforscherin. Als Historikerin und Kulturwissenschaftlerin beschäftige ich mich mit gesellschaftlichen Entwicklungen und damit, wie wichtige Themen in der Öffentlichkeit verhandelt werden.
Was mir in der aktuellen Situation Sorge bereitet, ist die Art und Weise, wie unter dem Vorwand, demokratische Werte einzufordern, wissenschaftliche Erkenntnisse geleugnet und diffamiert werden. Das betrifft die Erkenntnisse in Bezug auf den Klimawandel genauso wie die medizinischen Erkenntnisse über Covid-19. Leider lässt sich dabei auch beobachten, dass bestimmte Argumentationslinien benutzt werden, die seit Jahrhunderten zur europäischen Kulturgeschichte gehören und die im Kern antisemitisch sind.
Was passiert denn eigentlich gerade?
Hier in Zittau, in Görlitz, in Bautzen und an vielen anderen Orten in Deutschland gehen Menschen auf die Straße, weil sie sich in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt fühlen. In den sozialen Netzwerken kursieren massenhaft polemische Beiträge, werden problematische Statements und Aufrufe verbreitet, wobei die daraus folgenden Debatten oft irrational und mit gewaltvoller Sprache geführt werden.
Das Problematische daran ist nicht, dass Menschen hier von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen, sondern dass sie behaupten, in einer sehr komplizierten Situation als einzige die Wahrheit zu kennen; oder dass es eine geheime Wahrheit gebe, die ihnen, von wem auch immer, vorenthalten wird.
In den Wissenschaften geht es nicht darum, eine allgemeingültige Wahrheit zu formulieren. Ziel der Wissenschaft ist es, Erkenntnisse zu produzieren, die anhand klar definierter Methoden allgemein nachvollziehbar sind, und die offen und transparent zugänglich sein sollten. Wissenschaftler*innen müssen sich dabei der Gesellschaft gegenüber verantworten, und tun das in den meisten Fällen auch.
Ein Instrument des wissenschaftlichen Arbeitens sind Theorien. Theorien dienen dazu, Aussagen über die Welt treffen, die dann auf ihre Erklärungskraft überprüft, und, je nachdem, bestätigt oder verworfen werden können. Es gibt natürlich noch andere Arten, Aussagen über die Welt zu formulieren. Diese würde ich nicht als Theorien, sondern als Erzählungen oder Mythen bezeichnen. Eine Sonderform, die im Moment sehr große Anziehungskraft besitzt, sind Verschwörungserzählungen.
Wie funktionieren Verschwörungserzählungen? Mit einer Verschwörungserzählung wird versucht, die Ursache für gesellschaftliche Probleme oder eine Krise auf eine Gruppe von Menschen zu projizieren. Dieser Gruppe wird vorgeworfen, einen bösen Plan zu verfolgen, im Geheimen zu agieren und mächtig genug zu sein, diesen geheimen, bösen Plan auch auszuführen. Das Gefährliche daran ist, dass es oft nicht bei der bloßen Erzählung bleibt. Einzelne, Gruppierungen oder sogar ganze Parteien können sich durch Verschwörungsmythen dazu ermächtigt fühlen, sich gegen die angeblichen Verschwörer*innen zu wehren und sie aus der Gesellschaft auszuschließen.
Die ältesten und häufigsten Verschwörungserzählungen in der europäischen Geschichte sind die einer angeblichen jüdischen Verschwörung. Zur Zeit der großen Pestepidemien wurden Juden*Jüdinnen fälschlicherweise beschuldigt, Brunnen zu vergiften und so das massenhafte Sterben zu verursachen. Die Folgen waren gewalttätige Pogrome und die Vertreibung sämtlicher jüdischer Menschen aus den Städten.
Antisemitische Verschwörungserzählungen haben sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gewandelt. Im neunzehnten Jahrhundert wurden ältere Formen des Antisemitismus mit Elementen der Rassenideologie angereichert. Mit gefälschten Berichten und angeblichen Enthüllungen wurde gezielt Stimmung gegen Juden*Jüdinnen gemacht und das Bild einer „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ in den Köpfen vieler Europäer*innen zementiert. Schließlich wurde die Gesamtheit aller jüdischen Menschen der Verschwörung gegen eine sogenannte „überlegene Rasse“ bezichtigt auf diesen Verschwörungsmythos wurden die Konzentrationslager von Auschwitz und Treblinka gebaut.
Seit deren Befreiung sind jetzt 75 Jahre vergangen. Doch die Erzählung von der jüdischen Weltverschwörung ist noch lange nicht Geschichte. Sie ist tief im kollektiven Gedächtnis europäischer Gesellschaften verwurzelt und prägt bis heute die Funktionsweise von Verschwörungsmythen jeder Art. Egal, ob explizit jüdische Personen als angebliche „Strippenzieher“ genannt werden – zum Beispiel wenn behauptet wird, „Fridays for Future“ seien „Kindersoldaten“ unter dem geheimen Befehl von Milliardär George Soros – oder ob nur ganz allgemein von „Finanzeliten“ oder „Geheimbünden“ die Rede ist: der zugrundeliegende Code bleibt antisemitisch. Die Journalistin Anetta Kahane bezeichnet deshalb Antisemitismus auch als „Betriebssystem jeder Verschwörungserzählung“.
Erschreckend ist das vor allem deshalb, weil wir heute längst über so viele wissenschaftliche Erkenntnisse verfügen, dass wir ein komplexes Problem eigentlich nicht mehr über simple Schuldzuweisungen erklären müssten. Die Menschen im Mittelalter wussten immerhin tatsächlich nicht, dass die Pest von Bakterien übertragen wurde. Sie wussten nicht einmal, was Bakterien sind. Heute aber haben wir geeignete Methoden, um Auslöser und Übertragungswege von Krankheiten zu erforschen und ihre Ausbreitung einzudämmen.
Natürlich sind viele der Bedürfnisse und Ängste der wissenschaftsskeptischen Demonstrant*innen nachvollziehbar. Mir ist auch wichtig, zu betonen, dass es nicht darum geht, irgendjemanden als Antisemiten zu bezeichnen. Es geht darum, sich genau anzuschauen, welche Verschwörungsmythen und wissenschaftsfeindlichen Erzählungen gerade kursieren und was daran antisemitisch ist.
Es ergibt deshalb auch keinen Sinn, über Wahrheiten zu diskutieren, oder gar über die Wahrheit, und wer sie womöglich besitzt. Viel wichtiger ist jetzt, darüber zu reden, wie wir wissenschaftliche Erkenntnisse nutzen können, um einen Umgang mit Krisensituationen zu finden, der nicht zu gesellschaftlicher Benachteiligung, Ausbeutung oder Ausgrenzung führt. Und das betrifft nicht nur die Erkenntnisse der Medizin, sondern eben auch der
Gesellschaftswissenschaften, der Klimaforschung oder der Wirtschaftswissenschaften.
Deshalb: denkt nach! Hinterfragt Quellen und Autor*innen! Verlasst euch nicht auf einfache „Wahrheiten“, sondern recherchiert gründlich und kritisch! Das Gute an Wissenschaft ist ja, dass sie transparent und überprüfbar ist.
Und nein, ich beziehe meine Informationen nicht aus irgendwelchen geheimen Quellen. Es gibt dazu eine ganze Reihe hervorragender und frei zugänglicher Materialien, unter anderem auf der Website der Amadeu-Antonio-Stiftung unter dem Stichwort Antisemitismus. Wenn sich jemand intensiver damit auseinandersetzen will, empfehle ich die vielen digitalen Angebote, die gerade im Rahmen der bundesweiten Aktionswochen gegen Antisemitismus
verfügbar sind. Unter dem Hashtag „glaubnichtalles“ könnt ihr sie auch in den sozialen Medien verfolgen und Veranstaltungen teilen.
Danke für eure Aufmerksamkeit.
AKL
Das ist doch alles von Oben so geplant? Hinter Bill Gates steht eine internationale Finanzelite, die mit dem Corona-Virus zur Weltherrschaft gelangen will? Dahinter stecken doch die Zionisten?
In Zeiten der wirtschaftlichen und ideellen Verunsicherung, welche die Corona-Krise mit sich bringt, haben Verschwörungsmythen Hochkonjunktur. Viele Menschen suchen nach eindeutigen und allumfassenden Erklärungen, die ihnen die Wissenschaft nicht bieten kann. Während Sorgen, Unsicherheit und Ängste angesichts dieses weltweiten Ausnahmezustands verständlich sind, müssen wir ganz genau hinhören, wenn zum Beispiel jemand behauptet, „die Wahrheit“ zu verkünden oder von „geheimen Mächten“ die Rede ist, gegen die man sich zur Wehr setzen müsse.
Denn solchen Narrativen liegen oft antisemitische Erklärungsmuster zugrunde. Auch, wenn nicht explizit von „den Juden“ die Rede ist, sondern auf subtilere Codes zurückgegriffen wird oder eine andere Menschengruppe (z.B. „die Chinesen“) an deren Stelle treten, sind die Deutungsmuster immer dieselben: Es gibt welche, die wollen etwas Böses, und die haben die Mittel, es durchzusetzen. Die Journalistin und Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung Anetta Kahane spricht in diesem Zusammenhang auch vom antisemitischen „Betriebssystem“ von Verschwörungsmythen (https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/anetta-kahane-es-gibt-ja-auch-wirklich-verschwoerungen-li.83372).
Wer mehr über den Zusammenhang von Antisemitismus und Verschwörungserzählungen wissen möchte, findet hier eine Reihe digitaler Infoveranstaltungen, die aktuell im Rahmen der bundesweiten Aktionswochen gegen Antisemitismus und unter dem Hashtag #glaubnichtalles angeboten werden: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/projekte/aktionswochen-gegen-antisemitismus/
Wer im Bekannten- oder Familienkreis mit antisemitischen Aussagen konfrontiert ist oder Argumentationshilfen gegen Hassreden im Internet sucht, findet auf http://nichts-gegen-juden.de/ fundierte Gegenargumente zu den häufigsten antisemitischen Statements.
Wer selbst von antisemitischen Übergriffen/Beleidigungen betroffen ist, kann diese bei der Recherche- und Informationsstelle gegen Antisemitismus (RIAS.eV) melden: https://report-antisemitism.de/
Und wer eher einen satirischen Ansatz bevorzugt, kann sich vom DIY-Entschwörungsgenerator seinen*ihren eigenen Verschwörungsmythos erstellen lassen: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/glaubnichtalles/
Bildquellen:
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/
Das Corona-Virus bringt nicht nur Proteste und Demonstrationen zu Tage, sondern auch klare Botschaften eines gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Seit gestern sind an Fassaden, Schaufenstern und -tafeln Botschaften Zittauer Einrichtungen zu lesen. Wir als Hillersche Villa sagen Danke an:
Buchkrone Zittau, Gerhart Hauptmann Theater, evangelisch-lutherische Kirchgemeinde Zittau, Internationales Hochschulinstitut Zittau, Kreismusikschule Dreiländereck, Städtische Museen Zittau und Zittauer Stadtentwicklungs- gesellschaft mbH.
Jetzt werden in Zittau die Stimmen von PEGIDA lauter und die ersten Demonstrationen finden statt.
Wenn sich Menschen versammeln, um gegen jegliche Formen von Solidarität zu demonstrieren, werden wir von der Hillerschen Villa, unsere Partner und FreundInnen aus Zittau nicht still halten, sondern ein Zeichen gegen Ihre geschichtsvergessenen und diffamierenden Meinungen setzen. Zum Beispiel mit diesem Plakat.
Mai 1933. Berlin – Platz neben der Staatsoper.
Plötzlich rief eine schrille Frauenstimme: „Dort steht ja der Kästner“. Mir wurde unbehaglich zumute. Eine junge Kabarettistin, die sich mit einem Kollegen durch die Menge zwängte hatte mich stehen sehen und ihrer Verblüffung übertrieben laut Ausdruck verliehen. Doch es geschah nichts. (Obwohl in diesen Tagen gerade sehr viel zu „geschehen“ pflegte). Die Bücher flogen weiter ins Feuer.
Erich Kästner beobachtete aus nächster Nähe was es hieß ein verbotener Schriftsteller zu sein. Weit über hundert Autoren und Autorinnen standen auf den sogenannten Listen „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“. Ihre Werke wurden vernichtet, und mit diesen oftmals die gesamte Existenz des Verfassers.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl, ein verbotener Schriftsteller zu sein und seine Bücher nie mehr in den Regalen und Schaufenstern der Buchläden zu sehen. In keiner Stadt des Vaterlandes.
Kästner blieb da. Im deutschen Reich. Kästner wollte „Zeuge sein“, so beschrieb er es selbst. Zeitzeuge dieser unfassbaren Zeit. Er wollte einen Roman über dieses Erlebte schreiben. Doch dazu kam es nicht. Ihm fehlte die notwendige Distanz, die ein Schriftsteller braucht, um aus der Fülle der Fakten die künstlerische Idee zu entwickeln. Was blieb waren Tagebuchaufzeichnungen, Skizzen („das blaue Buch“) und das Erinnerungsbuch „Notabende 45“. Darin heißt es: „Wir müssen zurückblicken, ohne zu erstarren. Wir müssen der Vergangenheit ins Gesicht sehen“.
Bereits 1946 entstand der hier zitierte Text „Bei Verbrennung meiner Bücher“. Darin versucht er eine erste knappe Einordnung der Jahre im Nationalsozialismus.
Es hat zwölf Jahre gedauert, bis das Dritte Reich am Ende war. Zwölf Jahre haben genügt, Deutschland zugrunde zu richten. Und man war kein Prophet, wenn man, in satirischen Strophen, dies und ähnliche Ereignisse voraussagte. Das keine Irrtümer vorkommen konnten, lag auch am Gegenstand: am Charakter der Deutschen. Den Gegenstand seiner Kritik muss der Satiriker natürlich kennen. Ich kenne ihn.
Heute am 10.Mai, am Tag der Bücherverbrennung, möchten wir daran erinnern. Wir freuen uns, ab heute und den folgenden sechs Tagen Passagen aus Kästners letzten Gedichtband: „die 13 Monate“ präsentieren zu können.
Vorgetragen durch die Künstler Julia Boegershausen und Björn Bewerich. Es handelt sich dabei um Auszüge aus ihrem aktuellen Programm „13 Monate und andere Ungereimtheiten“.
Teil 1 von 7 – 10.5.2020 (7 Tage online)
Der Januar https://youtu.be/ySii20PT9Ck
Teil 2 von 7 – 11.5.2020 (7 Tage online)
Der März https://youtu.be/Vk-uUcqWxAY
Teil 3 von 7 – 12.5.2020 (7 Tage online)
Der April https://youtu.be/oLN7qdZh8Wk
Teil 4 von 7 – 13.5.2020 (7 Tage online)
Der Mai https://youtu.be/3dahWtxGXM4
Teil 5 von 7 – 14.5.2020 (7 Tage online)
Der Juni https://youtu.be/IUyVAUu8Zoc
Teil 6 von 7 – 15.5.2020 (7 Tage online)
Der Oktober https://youtu.be/21gD1Ero1JQ
Teil 7 von 7 – 16.5.2020 (7 Tage online)
Der Dezember https://youtu.be/DXuTgg6Ffk0
Gedanken zur Währungsunion im Mai 1990
Am zehnten Mai treffen sich zwei Männer mittleren Alters in Berlin. Der Eine, Sohn eines Sparkassenangestellten und selbst Mathematiker, hat Sorgen: die Schulden seines Landes sind nicht mehr zu beziffern. Er weiß nicht (oder sagt nicht) wie sich die aktuelle Lage in einfachen Zahlen ausdrückt. Trotzdem soll er verhandeln – mit dem Anderen. Der Andere hat prominente Augenbrauen, sein Vater ist Maurer. Auch er orientiert sich gerade neu. Vor Kurzem die Kehrtwende seines Chefs: jetzt doch zusammen, zügig, ein Staatsvertrag wird gebraucht, doch die Experten warnen.
Es treffen sich Walter Romberg, letzter Finanzminister der DDR, und Theo Waigel, Langzeitfinanzminister unter Kohl. Sie sitzen natürlich nicht alleine am Tisch, aber in den historischen Darstellungen der Zeit sind sie meist die Hauptdarsteller.
Im Mai 1990 unterschreiben sie den Staatsvertrag zur Währungs- und Wirtschaftsunion. Das Tempo der Umgestaltung ist unglaublich schnell: nur drei Monate nach Helmuth Kohls Kehrtwende steht der Vertrag. Es ist das bestimmende Thema im Mai vor dreißig Jahren. Es gibt Massendemonstrationen wie in Leipzig am zehnten Mai, Expertenrunden (damals nur Männer, im Bereich Finanzen sowieso), Wechselkursdebatten und einem Wirbelsturm an Prognosen. Zu oberst geht es um Zahlen, darunter um andere Wertigkeiten.
Was wird wogegen (aus-)getauscht, wenn die D-Mark kommt?
Die Rufe auf den Demonstrationen beantworten diese Frage manchmal schon mit. In Sachsen wird vielstimmig mitgeteilt: „Gommt die D-Mark, bleib‘m mir hier, gommt se nich, gehen mir zu ihr.“ Pragmatische Wirtschaftsmigration, oder zumindest ihre Androhung.
Es wird auch skandiert: „Eins zu eins oder wir werden niemals eins“. Viele fordern den Wechselkurs 1:1 und damit die Aufrechterhaltung der privaten Ersparnisse, mit der aber auch die schlagartige Neubewertung von betrieblichen Sachwerten und Ausständen nach Westwährung einhergeht. Banker auf beiden Seiten sprechen vom ökonomischen Selbstmord.
Die Straße ist sich nicht so einig. Viele Menschen haben Angst vor Richtung und Tempo des Wandels. Am zehnten Mai demonstrieren in der ganzen DDR Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen und Lehrer, Angestellte aus der Lederproduktion, der Bekleidungsindustrie und Textilwirtschaft. Ihre Forderungen sind aus heutiger Sicht altbekannt: sie fordern den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und gegen den Abbau von Sozialleistungen. Acht Tage später beginnt die Verbraucherzentrale in Sachsen mit ihrer Arbeit. Im Juli kommen die Lkws mit den Münzen der D-Mark angefahren. Die Nachwendezeit beginnt.
Wie so oft löst ein Verweilen bei einem historischen Datum viele Fragen aus, zum Beispiel:
Was hat der letztendliche Wechselkurs von 1:1 (es gab aber auch 2:1 und 3:1) mit der gefühlten Einheit gemacht? Kam sie langsamer oder schneller? Geht es bei der Wiedervereinigung um Tempo oder Qualität? Wem ging es um Tempo und warum? Wem um Qualität und warum? Wie ist es den Kindergärtnerinnen und Textilfrauen in den folgenden Jahren ergangen? Wie den DDR-Vertragsarbeitenden? Wie den Zusammenhang zwischen den gebrochenen Knochen und ausgelöschten Leben nicht-weißer Menschen seit der Wende und den Demonstrationen zur Wirtschaftsunion formulieren? Beides findet auf sächsischen Straßen statt. Und sonst?
Es kommt auch der Gedanke auf, dass viele Jüngere wenig über die vielen Demonstrationen in der späten DDR wissen, abgesehen von den drei immer gleichen Fernsehbildern. Wer unter dreißig weiß von der Demo der VoPos für einen demokratischen Wandel und wann sie war?
Und heute?
Hat sich unser Umgang mit Wirtschaftspolitik gewandelt seit 1990? Wann war man zuletzt in Deutschland auf einer finanzpolitischen Demonstration? Gibt es heute mehr Experten als früher? Mehr Expertinnen sicherlich. Im Mai 2020 kommt auch der Gedanke: In Zeiten von Corona ist es besser, wenn es keine Massendemonstrationen gibt. Das ist gut für die Gesundheit unserer Körper – die politische Gesundheit erholt sich hoffentlich schnell von dieser Zwangspause.
Und die beiden Hauptdarsteller der damaligen Fernsehbilder?
Walter Romberg wird im August 1990 als Finanzminister entlassen. Er befürchtet, die DDR werde auf Jahre hinweg wirtschaftlich und politisch in die zweite Reihe gestellt werden. Er kommt als Beobachter in das europäische Parlament und später als Berater nach Kasachstan. Theo Waigel wird irgendwann Honorarkonsul für Liechtenstein und schlägt vor die neue euopäische Währung könne doch Euro heißen. Waigels Name fällt im Zusammenhang mit der CSU-Spendenaffäre. Seine Augenbrauen hätten heute wohl einen eignen Twitterkanal.
Wer sich im Jahr 1990 umschauen möchte, der sei dieses Buch ans Herz gelegt:
Ostern durften wird unsere Familien nicht besuchen, aber pünktlich zum Beginn des Ramadan werden in Deutschland die Ausgangsbeschränkungen gelockert! Und jetzt startet auch noch die NETZWERKSTATT ihr sogenanntes „Logbuch“ ausgerechnet zu Beginn des muslimischen Fastenmonats! Da ist doch was faul!
Zumindest der erste Satz, der in den letzten Wochen so auch an unterschiedlichen Stellen des Internets zu lesen war, deutet darauf hin, dass die Corona-Pandemie eine Steilvorlage für neue und alte Verschwörungstheorien aller Art gelegt hat. Verschwörungstheorien bieten einfache Wahrheiten für komplizierte Vorgänge in der Welt. Daher ist es auch nichts Neues, dass sie besonders häufig in Krisenzeiten oder bei tiefgreifenden Veränderungen auftreten.
Sicher, die Masse an Informationen, die gegenwärtig während der Corona-Krise auf uns einstürmt, stellt für viele Menschen eine Herausforderung dar. Der Wunsch, „die Wahrheit“ über Corona zu erfahren, kann zu Überforderung führen oder eben zur Flucht in simplifizierende Weltbilder und Deutungsmuster. Sich Zeit zu nehmen, Informationen zu sortieren und einzuordnen, ist darum umso wichtiger.
Wir in der NETZWERKSTATT beschäftigen uns in unserer Arbeit immer wieder mit den Ursachen und der Wirkung von Fake News und Verschwörungstheorien. Besonders die Auseinandersetzung mit Antisemitismus stellt dabei einen Schwerpunkt dar (dazu wird hier bald ein eigner Beitrag folgen). Aber auch privat begegnen wir derzeit Menschen, die – teilweise schwer von der Corona-Krise getroffen – Erleichterung und Entlastung in kruden Theorien suchen.
Allen, die ähnliche Erfahrungen in ihrem Umfeld machen, möchten wir hier zwei nützliche Links mit auf den Weg geben.
Und was ist nun mit den Muslimen?
Wie das chinesische Neujahr, das jüdische Pessach und das christliche Ostern, ist auch der muslimische Ramadan normalerweise eine festliche Zeit, die man zusammen mit Familie und Freunden verbringen möchte. Die nicht nur in Deutschland geltenden Einschränkungen des alltäglichen Lebens führen nun dazu, dass Muslime die kommenden Wochen der Fastenzeit anders erleben werden.
Ramadan karim!
Für uns alle ist die Zeit der Corona-Pandemie eine Zeit der Reise – eine von der wir nicht wissen, wie lange sie dauert oder verläuft und wo wir an ihrem Ende ankommen. Für viele Menschen führen die Maßnahmen zur Einschränkung des Coronavirus zu einem Verfließen der Tage – ein ähnliches Gefühl wie wenn man lange zur See fährt.
Andere halten die Familienschiffe auf Kurs: sie betreuen ihre Kinder, lernen mit ihnen und arbeiten weiter. Reproduktionsarbeit und Care-Arbeit auf engem Raum heißt auch: kaum Zeit inne zu halten.
(Gleichzeitig überschlagen sich die Nachrichten, Entscheidungen werden in schneller Abfolge getroffen, deren Einordnung erst später erfolgen kann.)
Wir greifen dieses Bild eines Meeres aus Zeit auf – und schreiben als Team der Netzwerkstatt ein Logbuch. In Logbüchern werden auf See Beobachtungen der Schiffsreise eingetragen: Route, Position, Entfernung zum Meeresgrund und Wetter. Logbücher sind ein Mittel der Verortung. Wir nehmen als Mittel der Verortung unser tägliches Handwerkszeug: die Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte und der Gesellschaft, in der wir leben.
Jede Woche steuert ein anderes Teammitglied der Netzwerkstatt einen Beitrag bei, zu Vergangenem und Aktuellem, zur regionalen oder globalen Entwicklungen.
Wir wünschen viel Freude bei der Lektüre,
das NWST-Team der Hillerschen Villa
Hey du! wie du ja weist vollführe ich derzeit ein FSJ-Politik hier bei der Netzwerkstatt welches nun schon im letzten drittel angekommen ist. Es ist also wieder soweit, die Sächsische Jugendstiftung meine Trägerstiftung sucht wieder Freiwillige für das FSJ-Politik .
Auch die Hillersche Villa wird mit der Netzwerkstatt wieder einen Platz ausschreiben und freut sich über jede*n Interessent*in!
Ich fände es ziemlich cool, wenn es wieder jemanden gäbe der sich auch für die Region Zittau interessiert und hier ein Jahr lang Meine Kolleg*innen der Netzwerkstatt unterstützt. Für mich der nicht aus der Region hier kommt war und ist es ein Erlebnis die Natur des Zittauer Gebirges, die Stadtgeschichte und viele neue Menschen, die auch wenn die Medien häufig so negativ über diese Region berichten einem Hoffnung geben kennenzulernen.
Also los bewirb dich einfach bei der Sächsischen Jugendstiftung und schon könnte das FSJ-Politik bei der Hillerschen Villa oder einer anderen Einsatzstelle deine Beschäftigung für den Zeitraum September 2020 bis August 2021 sein.
https://www.saechsische-jugendstiftung.de/machen-statt-meck…
Liebe Grüße,
Moritz
Ps.: Wenn du fragen hast kannst du auch einfach mich per Mail anschreiben: m.friedemann@hillerschevilla.de
Wie schon die Jahre zuvor stand auch dieses Jahr wieder eine Begegnungswoche von Förderschülern und Gymnasiasten der Schulen aus Herrnhut im IBZ St. Marienthal an. Diese fand vom 5. Bis 8.11. statt und Stand dieses Jahr unter dem Thema jüdisches Leben. Zusammen mit den Werkstattleiter*innen erarbeiteten die Schüler*innen in diesem Rahmen ein Programm für die Stolpersteinverlegung am 2.12. für die Familie Gessler.
Besuch in der alten Synagoge Görlitz
Nachdem alle Teilnehmer*innen im Begegnungszentrum angekommen waren wurde mit der Vorstellung des Themas und der Aufteilung der Schüler*innen in die einzelnen Werkstattgruppen begonnen. Nach einem stärkenden Mittagessen fuhren wir dann sogar noch nach Görlitz und schauten uns dort die alte Synagoge an. Als wir zurück kamen gab es Ersteinmal Abendessen und danach noch eine Diashow einer Lehrerin aus ihrem Israel Urlaub.
Am folgenden Tag lag Vormittags der Fokus auf der Arbeit in den einzelnen Werkstattgruppen. Später fuhren wir dann noch auf den jüdischen Friedhof Zittau wo uns Anne Kleinbauer diesen näherbrachte und nach einem kleinen Spaziergang haben wir uns noch ein paar Stolpersteine angeschaut.
auf dem jüdischen Friedhof in Zittau
Der Donnerstag wurde komplett für die Arbeit in den einzelnen Werkstattgruppen genutzt. Da gab es eine die sich mit Jüdischen Liedern beschäftigte, wo wir zusammen diese einstudierten. Die Theatergruppe konzipierte ein eigenes kleines Theaterstück in dem die Zeit des Nationalsozialismus und die Ausgrenzung der Juden zu dieser Zeit dargestellt wurde. Und die Kunstgruppe malte verschiedene Bilder mit jüdischer Symbolik. Am Abend gab es dann noch ein Quiz bei dem jeder zwischen unnützen Wissen auch sein in der Woche gelerntes neues Wissen anwenden konnte.
Leider war der Freitag dann auch schon unser letzter gemeinsame Tag, welchen wir nutzten um uns gegenseitig unsere erarbeiteten Ergebnisse zu präsentieren. Und am frühen Nachmittag nach Hause zu fahren. Das nächste mal sahen wir uns dann erst zur Stolpersteinverlegung wieder.
Insgesamt war das eine echt schöne Projektwoche auch für mich der diese ganze Woche nun nicht wie gewohnt nur aus der Teilnehmerperspektive mitzumachen, sondern selbst auch bei der Durchführung mitzuwirken. Auch fand ich war es eine wunderbare Erfahrung mal mit Förderschülern zusammen zu arbeiten, die mit ihrer Freundlichkeit und ihrer Motivation vielen Menschen da draußen ein Vorbild sein könnten.
Hallo ich bin Moritz der neue FSjler der Netzwerkstatt. Ich bin jetzt schon seit zwei Monaten in meinem FSJ-Politik aktiv, da zu einem FSJ auch immer mehrere Seminarfahrten mit der FSJ-Gruppe gehören, möchte ich euch jetzt von meiner Ersten Seminarfahrt berichten.
Die Fahrt fand vom 21.9. bis zum 25.9. statt und führte unsere FSJler-Gruppe von ca. 27 Jugendlichen, in dem idyllischen Frauenstein. Frauenstein ist ein kleinerer Ort irgendwo zwischen Freiberg und Dresden. Er ist vor allem durch seine Silbermannorgel bekannt und hat darüber hinaus auch noch eine Burgruine zu Bieten. Diese haben wir aber, auch weil das Wetter so gut mitspielte, schnell innerhalb einer Mittagspause erkundet. Nicht zu vernachlässigen ist natürlich auch die Jugendherberge in der wir unseren größten Teil der Zeit verbrachten und welche uns mit leckeren Essen, schönen Räumlichkeiten und einem großen Garten verwöhnte.
Den ersten Tag haben wurde vor allem mit organisatorischen Dingen und einer Reflexion unserer ersten Erfahrungen in der jeweiligen Einsatzstelle gefüllt. An dem folgenden Tag beschäftigten wir in verschiedenen Workshops zu den Themen Rhetorik und Kommunikation, und Beteiligungsmöglichkeiten von jugendlichen in der Kommunalpolitik. Aus dem Workshop zu Beteiligungsmöglichkeiten entstanden verschiedene Projektideen, die bei der Einhaltung der uns neu vermittelten Strukturen mit Sicherheit auch umgesetzt werden könnten. Ein Peer-Training zu Privilegien und Identität beschäftigte uns dann für die nächsten anderthalb Tage. Zusammen mit sehr sympathischen Peertrainern wurden wir zur Selbstreflexion mithilfe des Persönlichkeitsmoleküls sensibilisiert. Am Donnerstag, gab es dann auch noch einen Workshop zum Thema Politische Kunst, welcher uns weiterhin auch bei den nächsten Seminarfahrten begleiten wird. Der Freitag war dann der Wahl der Gruppensprecher genutzt worden und der Planung der folgenden Bildungstagen, Seminarfahrten.
Nicht zu vernachlässigen während der gesamten Fahrt war natürlich auch die Abendgestaltung, bei der wir häufig am Lagerfeuer saßen, dass ein oder andere Getränk tranken, den schönen Sternhimmel genossen und fleißig Werwölfe spielten. Besonders tanzte da vor allem aber der Donnerstagabend aus der Reihe. An diesem Abend fand ein Open Space statt, zu dem jeder seine eigenen Themen und Workshop Ideen mitbringen konnte. Hier fand dann ein Workshop zur Gestaltung von Flipcharts, wie auch ein „Halt mal kurz“ Turnier statt.
Jetzt nach der Seminarwoche freue ich mich schon auf das nächste Zusammentreffen unserer FSJler-Gruppe. Denn so eine tolerante Gruppe wie diese ist echt angenehm und schafft ein gutes Diskussionsklima.
„Wir wollten anders sein, uns abheben, provozieren…rebellieren […].“
Am 2.10.2018 fand die 360° Veranstaltung mit dem Thema Subkulturen in der DDR im Keller des Zittauer Rathauses statt. Bei einer angenehmen Atmosphäre in einer Runde mit „Jung und Alt“ wurden Geschichten erzählt und mit musikalischer Untermalung in Erinnerungen geschwelgt. Bei der Dialogrunde stand das Thema Musik im Vordergrund, denn oftmals war es diese, welche die jungen Menschen zu einer Subkultur vereinte. Sie war die Verbindung zwischen den vielen verschiedenen Persönlichkeiten, die alle eines gemeinsam hatten, nämlich die Unzufriedenheit gegenüber der Regierung und den Drang anders zu sein.
Mit Gästen wie zum Beispiel Bernd Stracke gab es viel Input aus mal einer anderen Perspektive als man vielleicht sonst schon einmal aus Filmen oder aus der Schule mitbekommen hat. Stracke ist Leipziger und war früher in der örtlichen Punkszene der Messestadt aktiv. Er war Mitglied der Bands „Wutanfall“ und später „L´Attentat“ und kritisierte in seinen Texten das System und die Regierung der DDR.
Es gab verschiedene Arten von Subkulturen. Die jungen Menschen versuchten auf ihre Art etwas zu bewegen oder einfach ihren Standpunkt klar zu machen. Es gab zum Beispiel die „Tramper“, „Blueser“, „Hippies“ oder eben auch die „Punks“, welche ein teilweise sehr provokantes Auftreten hinlegten. Mit ihren ungewöhnlichen Outfits und schrägen Frisuren hatten sie ein Ziel. Auffallen. Anders sein. Provozieren. Das Punk Sein war nicht einfach nur die Musik zu hören und so auszusehen wie ein typischer Punk. Es war eine Lebenseinstellung. Stracke meinte das seine Generation sich noch einmal ganz klar von der seines fünf Jahre älteren Bruders abhob bzw. abheben sollte. Er sagte: „Mein Bruder…ach das waren für mich alte Leute, wir wollten was anderes, was eigenes. […]“.
Neben den vielen Geschichten und Erlebnissen von Stracke aus den Großstädten wie Leipzig oder Berlin, war auch Thema wie man hier in Zittau dieses „Untergrundleben“ mitbekam. Wie sich herausstellte gab es auch hier viele Musikliebhaber und politisch engagierte Leute, jedoch war dieses extreme Szenenleben bei weitem nicht so ausgeprägt wie in den größeren Städten. Zittau wirkt fast ein wenig verschlafen wenn man es mit den Eindrücken von Stracke aus Leipzig oder Berlin vergleicht.
Auch hier gab es die typischen Jugendtreffs und junge Leute die sich mit ihrem Aussehen von den anderen abhoben, allerdings waren das nur Einzelfälle im Vergleich zu den großen Städten. Es war auch schwierig hier in der Gegend vieles überhaupt mitzubekommen, da Bands wie zum Beispiel „Wutanfall“ (o.a.) nicht im Radio übertragen wurden.
Allerdings erfuhren wir auch von einem Jazz-Festival das in Peitz in der Nähe von Cottbus stattfand. Anfangs fand es in dem Filmtheater von Peitz statt, zunächst als kleines Konzert verschiedener Gruppen, doch als sich schließlich die Zuhörer „vermehrten“ wichen die Veranstalter an einen See aus und veranstalteten ein Open Air Festival. Dieses fand wie uns erzählt wurde bei Wind und Wetter statt und war auch weit verbreitet bekannt. Auch Bands aus Polen oder Tschechien spielten dort.
Neben ein paar Lachern, über damalige Aktionen oder den einen oder anderen Musiktitel, gab es auch ein paar unangenehme Erlebnisse die die ehemaligen DDR-ler mit uns teilten. Das forsche Vorgehen der Polizei und die ständige Überwachung der Stasi, waren Dinge die eben vor allem junge Leute die nicht „normal“ aussahen oder ihre kritische Meinung öffentlich kund taten, zu spüren bekamen.
Die Stasi wusste zunächst nicht so recht mit den vielen verschieden Gruppen der Subkultur umzugehen. Um es den Polizisten leichter zumachen wurden die Gruppen nach ihrem Aussehen und Verhalten eingeteilt und es entstand eine Art „Handbuch“ um junge Leute bei einer Kontrolle einfacher zuordnen zu können. Dies waren Maßnahmen um diese Szenen zu zerschlagen und aufzulösen. Auch Stracke bekam das zu spüren. Ihm wurde wie auch anderen der Ausweis entzogen und ein „Ersatz“ zugeteilt. Dieser erlaubte es jedem Polizisten ihn mit auf die Wache zu nehmen und dort festzuhalten ohne, dass es einen triftigen Grund gab. Auch Haftstrafen wurden gegen die jungen Menschen, die sich nicht anpassen wollten, veranlasst. Das und der oftmals anschließende Freikauf durch die BRD waren Dinge von denen uns auch Bernd Stracke berichtete.
So spannend wie die verschiedenen Geschichten und unterschiedlichen Eindrücke auch anzuhören waren neigte sich die Veranstaltung bald dem Ende. Mit lockeren Gesprächen unter den Teilnehmenden wurde der Abend abgerundet und hinterließ vielleicht bei dem ein oder anderen einen bleibenden Eindruck und gab den Anwesenden ein paar Dinge zum Nachdenken mit nach Hause.
Fotos von Martin Kunack
Text von Neele Polke
Europa kann man fühlen. Wer schon einmal in Berlin oder gar direkt in Brüssel war, weiß das. Es fühlt sich wie der Pulsschlag eines gewaltigen Herzens an, voller Energie. Etliche verschiedene Sprachen, Fahnen, Autokennzeichen, Waren – die Internationalität liegt quasi auf der Straße und ist für jeden mit Händen zu greifen.
In Zittau ist davon gewöhnlich wenig zu spüren. Auf dem Wochenmarkt spricht man eher über die neuesten Ereignisse in Spitzkunnersdorf, Mittelherwigsdorf und Bertsdorf-Hörnitz als über Straßburg, Madrid und Bukarest. Wer „nu“ nicht versteht und „Abbernmauke“ nicht kennt, fällt schon auf wie ein bunter Hund. Soweit so gut. Komisch wird es, wenn jemand vor dem Stand des Gemüsehändlers aus Tschechien steht, um den Preis der schönsten tschechischen Gurke feilscht und zeitgleich über die Sinnlosigkeit der EU schimpft. Und danach, als wäre nichts geschehen, nach Polen tanken und Zigaretten kaufen fährt.
Diese offensichtliche Diskrepanz wollen wir als Netzwerkstatt und 50 junge SchülerInnen des Christian-Weise-Gymnasiums nicht hinnehmen und beschlossen, ein kleines Stück Europa in unsere Stadt zu holen. Oder besser gesagt, ins Bewusstsein – denn auf den zweiten Blick findet man in Zittau (fast) genauso viel Europa wie in Berlin.
Dazu luden wir am 19. April drei engagierte ReferentInnen von JEF Sachsen in die Hillersche Villa ein. JEF steht für Junge Europäische Föderalisten und bezeichnet einen überparteilichen internationalen Verband junger Menschen, der für die europäische Idee brennt und diese Anderen erklären und ins Bewusstsein rücken will.
In unserem Projekttag unter Leitung von Herrn Jörg Stüwe zu dem Motto „Du bist Europa“ tauchten wir zunächst in die Geschichte der Europäischen Union ein und ergründeten Errungenschaften der EU, die unser aller Alltag bestimmen und uns bisher selbstverständlich schienen.
Direkt im Anschluss durften wir einen besonderen Gast begrüßen – Herrn Baumann-Hasske, Abgeordneter des Landtages und unter anderem Sprecher der SPD-Fraktion für Europapolitik sowie Mitglied im Europaausschuss. Im Podium bot sich den SchülerInnen die Möglichkeit, den Abgeordneten, eine Referentin von JEF und ihre Lehrerin mit allen Fragen zu bestürmen, die sie zu ihrer Sicht auf Europa und Europapolitik hatten. Wer mutig war, konnte sich auch selbst befragen lassen.
So inspiriert starteten wir in ein besonderes Planspiel. Alle Teilnehmenden schlüpften in die Rollen von Abgeordneten verschiedener Fraktionen im Europäischen Parlament, die sich mit dem Thema Asylgesetzgebung befassten. In Kleingruppen wurden zuerst die Positionen der Fraktion erarbeitet und Argumente gesammelt.
Mit diesen Argumenten gingen die gewählten SprecherInnen der Fraktionen dann in eine spannende Diskussion. Herr Baumann-Hasske verkörperte bei dieser Simulation einer Sitzung des Europäischen Parlamentes den Kommissionspräsidenten. Der Höhepunkt des Tages!
Abschließen konnten wir den interessanten Tag mit viel positivem Feedback und dem Plan, ein ähnliches Projekt auch 2019 durchzuführen – dem Jahr der Europawahl, bei der alle wahlberechtigten EU-BürgerInnen mitbestimmen können, welche Politik in den darauffolgenden 5 Jahren im Europäischen Parlament betrieben werden wird. Vielleicht wird sich der eine oder die andere am Wahltag an unser Projekt erinnern.
Text und Fotos von Cora Heß
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.
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