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Deutsch-Tschechische Begegnung – mit Kettensäge und Kamera?

Die Sonne scheint, Sägespäne fliegen, eine Kettensäge brummt und überall laufen Jugendliche mit Kameras durch das Begegnungszentrum in Großhennersdorf.

In der Woche vom 25. – 30.04. fand im Rahmen des Projektes „2 Sprachen – 1 Region“ in Großhennersdorf und in Krásná Lípa eine Werkstattwoche für Schüler*innen aus Deutschland (vom Berufsschulzentrum Löbau) und Tschechien (aus der Berufsschule Varnsdorf) statt.

Das Ziel dieser gemeinsamen Arbeit war, den neuen Lernpfad am Wolfsberg zu gestalten und vorzustellen.

Eine der Werkstätten in Deutschland beschäftigte sich mit der Geschichte der Region. Dabei entstand ein kurzer Lehrfilm über den Räuber Raschauer. Mit viel Kreativität und neu erlangtem Wissen zu Technik und Methoden haben die Jugendlichen in wenigen Tagen etwas großartiges erschaffen. Schlussendlich wurde eine Website erstellt, auf der auch der Film zu sehen ist.

Die Teilnehmenden der anderen Werkstatt im BGZ Großhennersdorf haben sich Schutzbrillen aufgesetzt, Sägen in die Hand genommen und aus ein paar Holzstämmen Sitzgelegenheiten, Informationstafeln und Blumenkästen geschaffen, die sich sehen lassen können. Unter Anleitung der Werkstattleiter hatten die Schüler*innen die Möglichkeit, viele neue Erfahrungen zu machen und sich neue Skills anzueignen.

Auch außerhalb der Arbeitszeit hatten die Teilnehmenden die Chance, neue Menschen kennenzulernen, sich mit der Kultur des jeweils anderen Landes auseinander zu setzen und ihre Teamfähigkeit auszubauen.

Die Woche war sehr erfolgreich, es sind viele Dinge entstanden, die auch in Zukunft in der Region noch dienen werden.

Im September werden weitere Jugendliche in denselben Werkstattformaten an den Ergebnissen weiterarbeiten und sie fertigstellen. Im Rahmen dieses deutsch-tschechischen Projektes sind in diesem Jahr noch weitere Begegnungsformate für Schüler*innen sowie Fortbildungen für die Lehrkräfte und Jugendpädagog*innen geplant.

Kontakt und weitere Informationen: p.zahradnickova@hillerschevilla.de

Das Projekt ist aus EU-Mitteln finanziert (SN_CZ, Interreg V A).

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8. Mai 1945/2022 – Radtour zu historischen Orten der Befreiung

Sonntag? Sonne? Rauf aufs Rad! Anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung am 8. Mai 1945 hat die Netzwerkstatt ein neues Format für sich ausgetestet. In gemütlicher Runde unternahmen wir bei sonnigem Wetter eine Fahrradtour in und um Zittau. Die Teilnehmenden lernten Orte kennen, die im Kontext des Endes des Zweiten Weltkrieges bedeutsam waren, und erhielten dazu Einblick in deren Geschichte.

Beginnend auf dem Zittauer Marktplatz, führte uns die Tour zunächst zur Zittauer Feuerwehr. Hier gab es neben weiteren Informationen historischen Input zur Situation Zittaus am Tag der Kapitulation des Deutschen Reichs. Anschließend radelten wir zum Jüdischen Friedhof, wo die Teilnehmenden mehr über die Jüdische Gemeinde Zittau sowie den Friedhof erfuhren. Anschließend war etwas Zeit, den Friedhof eigenständig zu begehen. Wir legten einen Strauß Blumen in Gedenken der Opfer der Shoah vor dem 1948 errichteten Gedenkstein ab.

Für unseren nächsten Halt überquerten wir die deutsch-polnische Grenze. Auf dem katholischen Friedhof in Sieniawka liegt das Grab von Ben Zeev Schneider. Er überlebte die Befreiung am 8. Mai 1945 nur um wenige Tage und Folgen der Lagerhaft und der Zwangsarbeit in den Zittwerken zum Opfer. Sein Sohn begrub ihn auf dem katholischen Friedhof nach jüdischem Brauch. Unsere nächste Station war das Gelände der ehemaligen „Zittwerke“. Am Gedenkstein vor dem Gelände erfuhren die Teilnehmenden mehr über die Geschichte der ehemalige Produktionsstätte der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Die Produktion von Kriegsgütern stütze sich maßgeblich auf Zwangsarbeiter*innen. Auch am Grab von Ben Zeev Schneider und vor dem Gedenkstein vor dem Gelände der ehemaligen Zittwerke legten wir Blumen nieder.

Der letzte Halt unserer Tour lag am Dreiländerpunkt. Dort sprachen wir über die Bedeutung der Grenzen sowie ihre Veränderung in den vergangenen 100 Jahren. Mit einem gemeinsamen Picknick auf tschechischer Seite verbrachten wir unsere erholsame Mittagspause. Zum Abschluss der Tour hieß es noch einmal: rauf aufs Bike. Entlang der Neiße fuhren wir flussaufwärts, querten den Fluss und radelten auf deutscher Seite flussabwärts zur Friedensbrücke und dann zum Zittauer Marktplatz, wo unsere Tour nach guten vier Stunden endete.

TS

Unser Halt am ehemaligen Gelände der Zittwerke.
Der Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof Zittau.
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Pan Müller feiert Premiere

Bereits im November berichteten wir über unser Filmprojekt „Pan Müller – hier geblieben“, nun feiert dieser Film Premiere. Wir freuen uns sehr, diesen Film zum diesjährigen Neissefilmfestival aufführen zu dürfen. Er wird zusammen mit dem Film „Der Himmel über Varnsdorf“ an folgenden Tagen/Orten gezeigt:

Freitag, 20.5. um 15.00h, Kunstbauerkino 2, Großhennersdorf

Sonntag, 22.5. um 15.00h, Kino Ebersbach.

Zum Hintergrund: Der Film „Pan Müller – hier geblieben“ porträtiert den 1936 in Georgswalde (Jirikov, CZ) geborenen Jan Müller. Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde er im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen nicht aus den Schluckenauer Zipfel vertrieben. Seitdem lebte er als tschechoslowakischer Staatsbürger. Die Dokumentation zeigt Jan Müller in seiner Heimat, mit all seiner Liebe und seinem Interesse an der Region und den Menschen.

Der Film begleitet Jan Müller im Sommer 2021 bei verschiedenen Aktivitäten. Außerdem berichtet Müller in verschiedenen Interviews über Stationen seines Lebens. Die 46-minütige Dokumentation, verbindet die Geschichte der Region mit dem Heute. Dessen Projektidee wurde 2020 zum 17. Neissefilmfestival mit dem Spezialpreis des Filmverbandes Sachsens ausgezeichnet. Gefördert wurde das Projekt durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfond, dem Stifter-Verein und dem Filmverband Sachsen.

PW

Jan Müller im Interview mit Patrick Weißig
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„Wir sind Anne“

Nach zwei Jahren Pause ging es endlich wieder los! Zum achten mal trafen Schüler*innen der Herrnhuter Zinzendorf Schulen und Johann-Amos-Comenius-Schule für ein Projekt aufeinander. In diesem Jahr nahmen je zehn Schüler*innen der zwei Herrnhuter Schulen teil. Gemeinsam verbrachten sie vier Tage im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal. Kern des Projekts ist „Begegnung“ in zweierlei Hinsicht.

Begegnung miteinander. Die Schüler*innen beider Schulen interagieren im Alltag nur selten miteinander. Das zeigt sich zum Beispiel auf dem gemeinsamen Schulweg. Das Projekt soll Brücken zwischen den Schulen und vor allem den Schüler*innen zweier unterschiedlicher Schulen schaffen, indem sie sich näher kennenlernen und Dialog angeregt wird. Die gemeinsamen Tage wurden in großer Runde oder in kleinen gemischten Gruppen verbracht und neben Kennlern- und Aktivierungsspielen viel Zeit unter blauem Himmel an der frischen Luft verbracht. Die Gemeinsamkeit der Schulen ist ihr christlicher Hintergrund. So wurde zum gemeinsamen Start in den Tag an jedem Morgen eine Andacht abgehalten und gesungen.

Begegnung mit einem Thema. Die Netzwerkstatt beschäftigt sich vor dem Hintergrund der Wanderausstellung, welche im Sommer dieses Jahres in der Zittauer Johanneskirche zu Gast sein wird, mit dem Thema Anne Frank und organisiert ein umfangreiches Rahmenprogramm. Anne Frank sollte auch das Thema der diesjährigen Begegnung in Ostritz sein. Die Schüler*innen beschäftigten sich mit ausgewählten Textpassagen aus Anne Franks Tagebuch und arbeiteten in drei „Werkstätten,“ Theater, Musik und Kunst. Kern der Auseinandersetzung waren die Emotionen, welche die Schüler*innen zu den Themen verstecken, im Versteck leben und Flucht entwickeln. Die Ergebnisse der Kunst-Werkstatt und Eindrücke vom Theaterstück „Wir sind Anne“ sollen in Zittau in einem Schaufenster ausgestellt werden.

Vor dem Eingang zum Versteck wurde ein schwenkbarer Schrank installiert. Diesen zeigt dieses Werk aus der Kunst-Werkstatt.
Zur Annäherung zum Thema gehörte das gemeinsame lesen und vorlesen des Tagebuchs der Anne Frank.

Die Ergebnisse der Projektwoche, ein musikalisch untermahltes Theaterstück sowie die entstandenen Kunstwerke, wurden am letzten Tag als gemeinsame Präsentation in kleiner Runde vorgestellt. Die Zuschauer*innen wurden von einem begeisterten Schüler in Empfang genommen, der zugleich seine Aufgabe an der Gitarre ankündigte. Die mitreißende Begrüßung mündete in die Vorstellung der Kunst-Werkstatt, dessen Bilder zum Teil tiefgründig gedeutet werden können. Die Arbeit und Sorgfalt der Schüler*innen wurde in ihren Bildern deutlich. Die Kunst- und Theaterwerkstatt schafften mit ihrer gemeinsamen Präsentation eine geladene Atmosphäre, da die Szenen des kleinen Theaterstückes um Stimmungen der Musiker*innen und ein jüdisches Lied zu einem Gesamtkunstwerk ergänzt wurden. Hier war besonders spannend, wie die Schüler*innen, die unterschiedliches Vorwissen mitbringen, gemeinsam musiziert und ein besonderes Projektergebnis geschaffen haben.

TS

Hier hat die Musik-Werkstatt fleißig das jüdische Musikstück „Scholem Sol Sajn“ geübt.
Jede*r Schüler*in bekam ein eigenes Heft, das an Annes Tagebuch erinnert und zur individuellen Dokumentation der Tage und darüber hinaus genutzt werden sollte.
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Wo ist die Zeit abgeblieben?

Acht Monate können eine lange Zeit sein. Diesen Eindruck hatte ich während meiner Schulzeit im Rückblick auf die vergangenen Monate des Öfteren. Schaue ich jetzt acht Monate in die Vergangenheit, blicke ich auf eine abwechslungs- und aufschlussreiche Zeit zurück. Hier ein paar Eindrücke davon, was so los war:

Voll der Osten ist eine Ausstellung des Fotografen Harald Hauswald und Autors sowie Leiter des DDR-Museums in Berlin Stefan Wolle. Auf 18 Plakaten bilden Fotografien und kurze Texte ungefiltert Ausschnitte aus dem Alltagsleben der DDR-Bevölkerung in Ostberlin ab. Die Netzwerkstatt hat die Ausstellung Anfang des Jahres in der Zittauer Weinauschule vorgestellt. Schüler*innen der Klassenstufen 8 bis 10 arbeiteten zu Aufgabenstellungen mit ausgewählten Themen auf den Tafeln und stellten ihre Ergebnisse in der Aula vor ihren Mitschüler*innen vor. In meinen Augen war die Arbeit mit der Ausstellung besonders prägend, da ich Arbeitsblätter mit Aufgabenstellungen erarbeitete, mich so über längere Zeit in die Inhalte der Ausstellung hineinarbeiten konnte und schließlich selbst mit zwei Klassen je eine Doppelstunde gestaltete. Hier mehr.

Teil des FSJ sind 30 Bildungstage, an denen die Teilnehmenden des FSJ Politik gemeinsam Bildungsangebote wahrnehmen. Organisiert werden diese über die Sächsische Jugendstiftung, Trägerin des FSJ-P in Sachsen. Dabei dürfen die FSJler*innen über Themen entscheiden, inhaltlich mitwirken und sogar ganztägige Bildungsveranstaltungen auf die Beine stellen. Mit drei weiteren jungen Menschen organisierte ich für den März einen Bildungstag zu den Themen Rechte Strukturen in der Polizei und Polizeigewalt. Mit den geladenen Referent*innen und der Durchführung sind wir auch im Nachhinein sehr zufrieden und blicken auf einen gelungenen Tag zurück.

Vor wenigen Wochen hat das Wehner Bildungswerk in den Räumlichkeiten der Hillerschen Villa einen Workshop zum Thema Methoden der politischen Bildung gehalten, an dem ich teilnehmen durfte. Die Vielfalt an Methoden hat mich besonders überrascht. Die sogenannte Kopfstand-Methode habe ich selbst in einer Kurzpräsentation mit den Workshop-Teilnehmenden durchspielen können. Dabei wird erst überlegt, wie das Gegenteil der gewünschten Situation erreicht werden könnte, bevor man im Umkehrschluss Ideen für die Problemlösung bzw. das Erreichen der gewünschten Situation sammelt. Bis ich mich darauf einlassen kann, überwiegend mit Moderationstafel oder Flipchart zu arbeiten, wird es wohl einige Zeit benötigen. 

Durch meine Unterstützung der Arbeit der Partnerschaft für Demokratie Zittau habe ich Einblicke in den Ablauf von Fördermaßnahmen für zivilgesellschaftliches Engagement bekommen. So darf ich regionale Projekte und Akteure in Zittau und Görlitz kennenlernen.

Anfang Mai bin ich seit acht Monaten im FSJ-P und dieselbe Zeit in der Netzwerkstatt. Im ersten Beitrag hier im Blog habe ich in Aussicht gestellt, dass meine Entscheidung zum FSJ-P die Richtige gewesen sein könnte. In den vergangenen Monaten habe ich viele Eindrücke sammeln können und selbst Aufgaben übernommen, die meinen Horizont um ein deutliches Stück erweitert haben. Es hat sich gelohnt, dass ich mir die Zeit für das Jahr genommen habe. In den kommenden Monaten stehen in der Netzwerkstatt viele Projekte und Veranstaltungen an. Zum Beispiel wird die Ausstellung „Deine Anne“ in der Zittauer Johanniskirche zu Gast sein und ein umfängliches Rahmenprogramm stattfinden. Außerdem werde ich an Seminarwochen der Jugendstiftung teilnehmen und so auch ein paar Tage in der Hauptstadt verbringen – aber dazu später mehr.

Derzeit hat die Sächsische Jugendstiftung das Bewerbungsverfahren für das FSJ Politik in Sachsen für 2022/23 geöffnet. Auch das Wehner Bildungswerk ist Einsatzstelle für das FSJ-P.

TS

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Stammen Pessach- und Osterlamm voneinander ab? Zwei Hochfeste als Beispiel für die tiefgreifende Verbindung zweier Weltreligionen

Auch im Jahr 2022 ergibt sich ein nicht ungewöhnliches und doch aufsehenerregendes Phänomen. Pessach Erev, der Vorabend des ersten Pessach-Tages, fällt mit dem Karfreitag in der christlichen Osterzeit zusammen. Pessach beginnt mit dem ersten Frühjahrsvollmond jeden Jahres. Der Frühlingsanfang im jüdischen Kalender richtet sich nach der Tagundnachtgleiche und liegt damit zwischen dem 19. und 21. April. Es wird angenommen, dass auf dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 n. Chr. Beschlossen worden ist, dass das christliche Osterfest auf einen Sonntag nach Pessach fallen soll.

Wenn dem so war, intendiert dies die bewusste Abgrenzung des Christentums vom Judentum. Denn zur frühchristlichen Zeit fanden das jüdische Pessachfest und christliche Paschafest zur selben Zeit statt. 325 n. Chr. wurde diese zeitliche Verknüpfung des christlichen Osterfests zum jüdischen Pessach bewusst aufgelöst. Die beiden Hochfeste blieben unabhängig davon miteinander verbunden. Nicht zuletzt wegen der Geschichte von Jesus Christus, der selbst Jude war und dessen Tod im Zentrum des Osterfestes steht.

Jeschua, heute besser bekannt als Jesus von Nazareth, strebte eine Reformierung des Judentums an und war dabei überaus erfolgreich. Nach seiner Ermordung durch die Römer, wuchs die Zahl seiener Anhänger weiter – insbesondere durch zahlreiche Heiden, die gegen jüdische Regeln durch die Anhänger von Jesus missioniert wurden. Aus dieser Gemeinschaft erwuchs das Christentum. Große Anziehungskraft entfaltete dabei vor allem die Leidens- und Erlösungsgeschichte, die im Osterfest ihren Zenit hat. Der Teil von Jesus Weg, dem zwischen Aschermittwoch und Ostern gedacht wird, ist Ausdruck seiner reformierten jüdischen Praxis. Er pilgerte 40 Tage durch die Wüste, wobei er fastete, um anschließend in Jerusalem Pessach zu feiern.

Jüdinnen und Juden gedenken zu Pessach dem Auszug des Volkes Israels aus Ägypten, nachdem es dort in Sklaverei leben musste. Nach dem Sonnenuntergang am Pessach Erev und dem Abendgottesdienst in der Synagoge findet der Seder statt. Dabei ließt traditionell der Sederleiter die Haggada vor und erläutert die Verbindung von Bräuchen und Erinnerung. So werden etwa symbolische Speisen verzehrt, die mit der Geschichte des Auszugs in Verbindung stehen. Die berühmte Matze ist Brot, das ungesäuert ist, weil auf der Flucht keine Zeit dafür war. An vier Stellen wird je ein Becher Wein getrunken, mit denen an die Verheißungen Gottes erinnert wird.

Es liegt nahe, dass das letzte Abendmahl Jesus Christi auf seine Teilnahme am Seder zurückgeht. Seine Auferstehung am Ostersonntag ist hingegen ein Scheidepunkt der beiden Religionen. Im Thema der Befreiung vom Leid scheint nur auf den ersten Blick eine weitere Gemeinsamkeit von Ostern und Pessach zu liegen. Tatsächlich ist die Ostergeschichte selbst eine christliche Reaktion auf das Judentum, die der Abgrenzung diente. In die christliche Liturgie hat sich mit dem Verrat an Jesus Christus in die Karwoche vor Ostern eine zutiefst antijüdische Erzählung eingeschrieben. Und die Haggada ist im säkularen Sinne auch kein Dokument aus der Zeit vor Christus, sondern das Ergebnis einer Jahrtausende währenden Entwicklung der jüdischen Religion. Diese Entwicklung war seit der Entstehung des Christentums immer auch durch die Auseinandersetzung mit diesem geprägt. Auch die Haggada ist dadurch ein Dokument der Abgrenzung geworden. Dieselben Motive werden in der jeweiligen Religionen unterschiedlich ausgelegt.

Diese Deutungskämpfe lassen sich aus den Motiven ablesen, die wir heute noch sowohl mit Ostern und Pessach verbinden können. Das Motiv des Lamms findet sich zu beiden Festen. Als Gott die Befreiung der Israelit*innen aus Ägypten ermöglichte, schickte er zehn Plagen auf die Erde. Die letzte tötete alle Erstgeborenen. Das jüdische Volk habe sich vor dieser Plage geschützt, indem es mit dem Blut toter Lämmer ihre Türen markierte, damit Gott ihre Schwellen nicht überschritt. Pessach bedeutet wörtlich so etwas wie „abprallen“ oder „zurückstoßen“ und meint, dass der Tod die Schwellen der markierten Häuser nicht überschritten habe.

Auch die Christen kennen das Osterlamm. Es erinnerte in seiner frühesten Form an die Pessachopfer. Auf der Verbindung der Opferung des Lamms zu Pessach mit der Hinrichtung Jesus Christus in der Pessachwoche gründet sich das Motiv des Agnus Dei (Lamm Gottes). Dieses Motiv wurde insbesondere im Neuen Testament hervorgehoben und darin die Identität des Lamms mit Jesus betont. Das weiße Fell und dessen Reinheit symbolisiert Jesus Unschuld und machen den Mord moralisch umso verwerflicher. Die Karwoche ist über Jahrhunderte hinweg eine Zeit von vermerhrten antijüdischen Ausschreitungen gewesen.

Gerade weil Jesus Christus nicht als Jude anerkannt wird, ist die Ostergeschichte bis heute Quell traditionellen Antijudaismus. Christ*innen erhoben den Anspruch, die Welt in Jesus Christus Sinne zu befreien. Sie kämpften für das Bild, das sie von Jesus als Messias im Glauben an ihn als Sohn Gottes hatten, gegen Anders- und Ungläubige. Zwar hatte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert die Haltung der Christen gegenüber den Juden deutlich reformiert. Doch noch 2013 hat Papst Benedikt eine Neufassung der Karfreitags-Fürbitte vorgelegt, in der der alte Tenor wieder anklang, dass die Juden schließlich den christlichen Gott anerkennen werden würden.

Die tiefgreifende Verbindung zwischen Judentum und Christentum und die aus ihr erwachsenen Spannungen prägen bis heute die Beziehungen der beiden Weltreligionen. Wichtiger als das Wissen um Verbindung und Unterschiede der Liturgien ist daher die Einsicht, dass Religion immer nur eine Auslegung des Textes ist. Verschiedene Religionen haben deswegen auch verschiedene Auslegungen derselben Motive. Den einen Jeschua oder Jesus gibt es also nicht. Es ist eine Frage der Perspektive. Die Frage nach der Identität Jesus ist also eine Frage nach unserem eigenen Standpunkt.

Mit diesem Denkanstoß wünschen wir:
Frohe Ostern! | Chag Pesach Sameach! | Ramadan Mubarak!

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Wende Frauen Zittau: Wir wollen Ihre Geschichte hören.

Im aktiven Gedenken an Ereignisse der Friedlichen Revolution 1989/90 und ihre Folgen in Zittau und der Oberlausitz sind Stimmen von Frauen augenfällig unterrepräsentiert. Die wenigen Zeugnisse, die es von Frauen zu den Ereignissen gibt, verdeutlichen gleichsam das Potential wie das Problem: Die wenigen Stimmen eröffnen bisher kaum beachtete Einblicke, die auch eine Vielzahl stummer Bilder nicht liefern kann. Die Bilder zeigen, wie zahlreich Frauen sich aktiv beteiligt haben, doch geben sie keine Auskunft über deren Motive und Erfahrungen.

Vom 25. März – 9. April zeigen wir im Schaufenster des Reformhaus Paul in der Frauenstraße 10 in Zittau eine temporäre Ausstellung von Stimmen ohne Bilder und Bildern ohne Stimmen.

Diese Ausstellung ist für die Frauen, die die Friedliche Revolution in Zittau und der Oberlausitz mitgemacht haben. Wir möchten mit Ihrer Hilfe die weißen Flecken füllen. Wir interessieren uns für Ihre persönliche Wende-Geschichte: Geschichten über Hoffnungen & Träume, Ziele & Veränderungen, Frust & Enttäuschungen.

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf:

Netzwerkstatt c/o Hillersche Villa, Klienebergerplatz 1, 02763 Zittau
netzwerktstatt@hillerschevilla.de
+49(0)3583 779633

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Zeichen aus Charkiv

Lange Zeit achteten wir wenig auf ihn. Gemeint ist ein Wimpel an unserer Pinnwand im Büro. Doch zu Beginn des Krieges in der Ukraine änderte sich mein Blick. Auf einmal sah ich „ihn“ wieder. Es ist ein Wimpel der Stadt „Charkiv“. Es war ein Abschiedsgeschenk unserer FSJlerin Inna. Sie absolvierte ihr freiwilliges soziales Jahr Politik bei uns, 2015/16.

Rechts im Bild: Das Stadtwappen von Charkiv, Ukraine

Schnell griff ich zum Telefon, ob die Nummer noch aktuell ist?!

Ja, ich erreiche Sie – wir tauschen uns kurz aus – ihre Mutter bereitet sich gerade, vor die Ukraine zu verlassen, auch andere Verwandte müssen flüchten.

Schnell kommen meine Erinnerungen an Ihr FSJ bei uns wieder hoch. Sie war damals neu in Deutschland und sehr interessiert an den aktuellen Diskursen vor Ort. Sie organisierte ein Workcamp mit jungen Menschen. Wir kochten zusammen Pelmeni. Vor allem blieb mir aber eine Veranstaltung mit Inna in Erinnerung. Sie gestaltete einen Abend über Ihre Heimat. Sie berichtete vom Maidan, von der Besetzung der Separatistengebiete im Donbass, sie sprach von Familien, welche in russische und westliche „Fraktionen“ zerfielen. Bei all dem spürte ich bei ihr einen ungemeinen Stolz auf ihre Heimat Ukraine. Das beeindruckte mich damals, und heute noch viel mehr.

Und diese „Heimat“ ist nun Kriegsgebiet – wie ein unablässiger Flächenbrand greift die russische Armee das Land Ukraine an. Nichts scheint sicher. Ohnmächtig und hilflos komme ich mir vor, dankbar jedoch über die große Solidarität, die ich erlebe von vielen Menschen hier in der Region und gleichzeitig die Sorge, ob und wie eine Beendigung dieses Krieges aussehen könnte.

Diese Dinge berühren gewiss viele Menschen in diesen Tagen – ich bin froh, dass ich mit Inna wieder Kontakt habe. Ihr Mutter ist nun gut in Deutschland angekommen, viele Hilfesuchende können es hoffentlich ebenso tun. Es sind die kleinen persönlichen Kontakte, welche einem helfen können mit dem Grauen des Krieges umgehen zu können.

PW

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„Bilder sagen mehr als tausend Worte“

Im Februar 2022 zeigte die Netzwerkstatt die Ausstellung „Voll der Osten“ an der Zittauer Oberschule an der Weinau. Nachfolgend erfahren Sie mehr über die Präsentation, die Ersteller und unsere Arbeit.

Harald Hauswald (links), geboren 1954 in Radebeul, ist ein deutscher Fotograf. 1977 zog er nach Ost-Berlin und hatte dort viele verschiedene Jobs wie Telegrammbote, Heizer, Restaurator und Fotolaborant. Seine Fotografien wurden zu DDR-Zeiten durch die SED-Führung kritisch beäugt, weshalb er der Beobachtung durch die Stasi ausgesetzt war. Der gelernte Fotograf wurde 1989 in den „Verband Bildender Künstler der DDR“ aufgenommen und ist Gründungsmitglied der Agentur OSTKREUZ. Seine Fotografien wurden in Zeitungen und Zeitschriften von GEO, Die Zeit, Stern und vielen weiteren veröffentlicht und mehr als 250 Einzelausstellungen in Europa gezeigt. Er ist Preisträger des „Einheitspreis – Bürgerpreis zur Deutschen Einheit“ ist Mittelpunkt mehrerer Dokumentarfilme und fotografierte seit 2004 im Kontext der EU-Osterweiterung in Ost-europäischen Staaten.[1]

Stefan Wolle (rechts), geboren 1950 in Halle (Saale), ist ein deutscher Historiker und Autor. Er studierte in Ost-Berlin Geschichte und musste 1971 aus politischen Gründen seine Arbeit an der Universität niederlegen, um sich „in der Produktion zu beweisen“. In den 70er und 80er Jahren arbeitete Wolle an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Nach der Wende arbeitete er unter anderem als Assistent an der Humboldt-Universität, an der Freien Universität Berlin und bei der Bundesstiftung zur Aufklärung der SED-Diktatur. Seit 2005 ist Wolle Wissenschaftlicher Leiter des Berliner DDR-Museums. Er veröffentlichte viele Artikel und Bücher über die DDR.[2]

„Voll der Osten“ bringt die Bilder Harald Hauswalds und Texte von Stefan Wolle auf 20 Plakaten von „Abschied“ bis „Zärtlichkeit“ zusammen. Über 100 Bilder zeigen von Hauswald festgehaltene Momentaufnahmen der Lebensrealität der DDR-Bevölkerung in Ost-Berlin während der 80er-Jahre. Jugendkultur, widerständiges Leben, aber auch Themen wie Einsamkeit und der Kontrast von Propaganda und Wirklichkeit sind auf den Tafeln repräsentiert. Zusätzlich können über QR-Codes Videointerviews abgerufen werden, in denen der Fotograf Hintergründe über das Entstehen der Aufnahmen teilt. Didaktische Handreichungen vereinfachen die Arbeit mit der Ausstellung im schulischen Kontext, z.B. gibt es eine vorgefertigte „Rallye“, die mit ihren 10 Aufgabenstellungen Schüler*innen über die Plakate führt.

Ausstellungstafeln in der historischen Aula der Weinauschule

Das Projekt Zeit/Geschichten der Netzwerkstatt hat in Zusammenarbeit mit Lehrer*innen die Ausstellung an der Zittauer Weinauschule vorgestellt. Vier Klassen der Stufen 8 bis 10 hatten die Möglichkeit, in jeweils einer Doppelstunde die Tafeln kennenzulernen. In Kleingruppen beschäftigten sich die Schüler*innen mit ausgewählten Fragestellungen zu bestimmten Plakaten und Themen, wobei auch der ganz subjektive Eindruck zu den Fotografien reflektiert werden sollte. Die Ergebnisse wurden im Plenum vorgestellt, sodass die Ausstellung in Gänze durch die Schüler*innen aufgenommen werden konnte.

Eine Ausführung der Ausstellung „Voll der Osten“ befindet sich im Besitz der Netzwerkstatt und kann gern auch an Ihrer Schule vorgestellt werden. Wenden Sie sich dazu an Patrick Weißig (p.weissig@hillerschevilla.de).

TS

Quellenverzeichnis
Titelbild: Ausstellung „Voll der Osten“, Bundesstiftung Aufarbeitung
[1] Autor unbekannt (Jahr unbekannt): Harald Hauswald – Fotograf, harald-hauswald.de (online), URL: http://www.harald-hauswald.de/deutsch/seiten/index_haupt.html [zul. aufgerufen 28.02.2022, 15:00 Uhr]
[2] Autor unbekannt (Jahr unbekannt): Stefan Wolle, Bundesstiftung Aufarbeitung (online), URL: https://
www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/vermitteln/ausstellungen/stefan-wolle [zul. aufgerufen 28.02.2022, 15:00 Uhr]
Portrait Harald Hauswald: von Denis Barthel (CC BY-SA 4.0)
Portrait Stefan Wolle: von Frank Ebert (CC BY-SA 3.0)

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Kein Einzelfall – Im Gedenken an den Anschlag vom 19. Februar 2020 in Hanau

Am späten Abend des 19. Februar 2020 erschoss ein Mann in Hanau aus rassistischen Motiven neun Menschen.[1] Sein erstes Opfer, Kaloyan Velkov, war 33 Jahre alt und Vater eines Kindes. Er arbeitete in der Bar „La Votre“ am Heumarkt, in der er auch ermordet wurde. Vor der nahe gelegenen Shisha-Bar „Midnight“ stand der 34-jährige Fatih Saraçoğlu beim Rauchen. Er war erst wenige Jahre zuvor aus Regensburg nach Haunau gezogen. Saraçoğlu und den Besitzer des „Midnight“, den 29-jährigen Sedat Gürbüz erschoss der Täter ebenfalls. Vili-Viorel Păun, ein 22 Jahre alter Kurierfahrer, wurde vom Attentäter in seinem Auto beschossen und nahm anschließend die Verfolgung auf. Vergeblich wählte er unterwegs um 21:57 Uhr, 21:58 Uhr und 21:59 Uhr den Notruf, doch auf der Polizeistation Hanau I nahm niemand ab. Im Stadtteil Kesselstadt bemerkte der Täter Păun und erschoss ihn auf einem Parkplatz.

In einem Kiosk am Kurt-Schumacher-Platz tötete er anschließend den 37-jährigen Speditions- und Hausmeisterunternehmer Gökhan Gültekin. Durch die Hand des Täters starben hier auch die 35-jährige Mercedes Kierpacz, eine Mitarbeiterin der angrenzenden „Arena Bar & Café“, die an dem Abend aber nur eine Pizza für ihrer Kinder holen wollte. Getötet wurde in dem Kiosk auch Ferhat Unvar, ein 23 Jahre alter Gas- und Wasserinstallateur, der sich hier mit Freunden getroffen hatte. Im angrenzenden Lokal, „Arena Bar & Café“, wurden außerdem der 21 Jahre alte Said Nesar Hashemi, der in dem Lokal mit seinem Bruder und Freunden ein Fußballspiel schaute, sowie der 22-jährige Hamza Kurtović, der gerade seine Lehre zum Lageristen abgeschlossen hatte, erschossen.[2]

Die Leben der neun Opfer vom 19. Februar sind für immer verloren. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Mehr zu ihnen findet ihr auf der Website der Amadeu-Antonio-Stiftung hinter jedem Namen, den wir hier verlinkt haben.

Was aber können wir tun, damit so eine Tat nie wieder geschieht?

Zunächst ist es wichtig an diesen Terroranschlag und die Menschen, die ihr Leben verloren haben, zu erinnern. So halten wir dieses schreckliche Ereignis in unserem Bewusstsein und gemahnen uns, dass wir aktiv dafür Sorge tragen müssen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Die Erinnerung allein verhindert zwar keine Anschläge. Sie verändert aber das gesellschaftliche Klima, in dem wir einander begegnen. Das Bewusstsein für die gesellschaftliche Stimmung ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir aktiv Prävention leisten wollen. Wir müssen deshalb auch versuchen, uns Klarheit darüber zu verschaffen, was das Ereignis begünstigt haben könnte. Wir müssen uns klar sein, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt.

Die Tat geschah aus rassistischen Motiven. Der Täter mag vergleichsweise extreme Ansichten gehabt haben, hat auch krankhaft an Wahnvorstellungen gelitten. Aber mindestens in Teilen sind seine Anschauung in unserer Gesellschaft durchaus verbreitet. Das zeigt zum Beispiel die Wahl der Tatorte. Diese hatte der Täter ganz bewusst gewählt. Er hatte sie sogar vor der Tat besucht. Dass seine Wahl auf sogenannte Shisha-Bars gefallen ist, hat auch damit zu tun, dass diese Orte in der Öffentlichkeit stigmatisiert werden. Die medial oft befeuerte Verknüpfung von Shisha-Bars mit kriminellen Machenschaften und dem Migrationshintergrund ihrer Besitzer:innen und Besucher:innen, trug und trägt noch zu einer Stimmung bei, die sie zu Zielen rechter Hetze und Gewalt werden lässt. Wiederum motivierte der Anschlag von Hanau scheinbar andern Orts Menschenfeinde zu Angriffen auf ähnliche Einrichtungen. In Döbeln kam es am 21. Februar 2020 zu einer Brandstiftung in unmittelbarer Nähe einer Bar und eines Döner-Imbiss. In Stuttgart schossen Unbekannte auf eine Bar und tags darauf in Heilbronn auf ein Haus, als der Generalsekretär des DITIB dort eintraf.[3]

Bezeichnend ist auch, dass Bekannte des 1977 geborenen Täters ihm die Tat nicht zugetraut hätten. Eine „Mitschülerin sagte, sie habe [den Täter] als clever, aber zurückhaltend erlebt. […] Eine andere Person aus dem Umfeld [des Täters] sagte ZEIT ONLINE, dieser sei als Schüler nicht als rechtsradikal aufgefallen.“[4] Doch in den zwei Jahrzehnten vor der Tat sind zahlreiche Momente zu finden, in denen sich eine Steigerung ins Wahnhafte beim Täter feststellen ließ. Das ging so weit, dass er von einem Waffen- und Kampftraining im Ausland, für die er sich wiederholt angemeldet hatte, ausgeschlossen wurde, weil er selbst den Organisatoren solch kruder Events seltsam vorgekommen sei. Die hiesigen Behörden sahen dagegen offenkundig keinen Handlungszwang. Der Täter hatte zwei Waffenscheine inne, obwohl er mehrfach durch paranoide überzeichnete Strafanzeigen auffällig geworden war. Die erste im Jahr 2002, die letzte stellte er 2019 beim Generalbundesanwalt. Im selben Jahr erhielt er den Europäischen Feuerwaffenpass. Die letzte Anzeige war von denselben menschenfeindlichen Positionen durchzogen, die sich in Auszügen auch in jenem Pamphlet wiederfanden, mit dem er seinen Anschlag zu rechtfertigen suchte. Zum Tatzeitpunkt besaß dieser Mensch legal drei Waffen.  

Song des Künstlers AKSU, in dem er die Ereignisse und das Versagen staatlicher Institutionen verarbeitet.

Die Kette des Versagens von Behörden reicht aber auch über die Tat hinaus. Notrufe, die nicht durchkommen. Verhalten der am Einsatz beteiligten Beamten gegenüber betroffenen und Angehörigen. Die Anordnung und Durchführung von Obduktionen an Opfern und die Störung der postmortalen Würde. Der Umgang mit dem Vater des Täters während und nach der Tat. Manches davon mag mit fehlender und mangelhafter Infrastruktur erklärt werden können, anderes mit der Überforderung in der unübersichtlichen Situation zumindest nachvollziehbar erscheinen. Aber in der Gesamtschau stellt sich unweigerlich der Eindruck ein, dass Sensibilität für die Anzeichen einer bevorstehenden rassistischen Gewalttat, für die Bedürfnisse der von der Tat betroffenen Menschen weitgehend fehlten und noch fehlen sowie dass auch unter den Mitarbeiter:innen der Behörden verbreitete rassistischen Einstellungen einen Anteil gehabt haben werden.[5]

Verbreitete rassistische Einstellungen und das Behördenversagen müssen uns auch weiterhin beschäftigen. Ein Jahr nach Hanau erlebten wir den hessischen Polizeiskandal. Am 15. Juni 2021 wurde in der Innenausschuss-Sitzung im hessischen Landtag bekannt gegeben, dass insgesamt 49 Polizisten aus verschiedenen Bereichen in rechten Chats beteiligt waren. In derselben Sitzung bestätigte der hessische Innenminister Peter Beuth auch, dass 13 der 19 rechtsextremen Polizeibeamten, die einer in dem Zusammenhang aufgelöstem SEK-Einheit angehörten, am 19. Februar 2020 in Hanau im Einsatz waren.

Wie schwer sich unsere Gesellschaft jedoch mit der Aufarbeitung solcher strukturellen Missstände tut, konnten wir erst dieser Tage wieder miterleben. Polizisten aus Hessen waren auch in den NSU 2.0 Komplex involviert. Und vor drei Tagen, am 16. Februar 2022 begann vor dem Landgericht Frankfurt am Main der Prozess gegen e i n e n Angeklagten, der über 80 Drohschreiben mit rassistischem, sexistischem, antisemitischem und volksverhetzendem Inhalt an Seda Başay-Yıldız, ldil Baydar, Anne Helm, Martina Renner, Janine Wissler und Hengameh Yaghoobifarah und andere Menschen verschickte, die für ihr Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus bekannt sind. Das sich die Anklage gegen einen einzelnen Täter richtet unterlässt die Verfolgung der an den Straftaten beteiligten Personen, die zum Teil nach wie vor aktiv im Dienst des Staates stehen, und beugt der Aufklärung der Strukturen vor, die als NSU 2.0-Komplex bezeichnet werden.[6]

Der Fokus auf den Einzeltäter mag im Fall von Hanau näher liegen. Doch wer verstehen will, wie es dazu kommen konnte und wie sich vielleicht verhindert lässt, dass sich etwas ähnliches wiederholt, muss den größeren Zusammenhang in den Blick nehmen. Hanau war nach dem Mord an Walter Lübke am 1. Juni und dem Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale am 9. Oktober 2019 nur der verheerendste in einer ganzen Reihe rechter Terroranschläge der vergangenen Jahre. Er ist damit nur Teil eines gesamtgesellschaftlichen Problems. [7]

PS.   Neben dem Hinweis auf die wichtige Kampagne 19. Februar Hanau, die das Ereignis und seine Folgen aus Sicht der Betroffenen aufarbeitet, empfehlen wir zu Vertiefung den Podcast „190220 – Ein Jahr nach Hanau“, ein Spotify Original der Journalistin Sham Jaff und Reporterin Alena Jabarine. Sie rekonstruieren die Tat mit Hilfe der Angehörigen, werfen einen Blick in die Akten und legen den Finger in die noch offenen Wunden. Sie sprechen über das Versagen der Behörden, während und nach der Tat, über die Schwerfälligkeit der Ämter bei der Unterstützung und Hilfe, und selbst beim Erkennen gravierendster Probleme – die Kälte der Bürokratie. Über das unverzeihliche Fehlverhalten der Sicherheitskräfte in der Tatnacht, über die Unwilligkeit und Schludrigkeit von Staatsanwaltschaft und Polizei bei den Ermittlungen, bei der Verfolgung von Spuren, bei dem Ernstnehmen neuer Bedrohungslagen, bei unserem Schutz. Über die wiederkehrenden Respektlosigkeiten und herabwürdigenden Gesten von Beamt:innen, Vertreter:innen von Behörden und Polizei gegenüber Angehörigen und Überlebenden und selbst gegenüber den Toten. Und über den Normalzustand von institutionellem Rassismus.


[1] Für die Motivation der Täter spielt nicht selten auch der Geltungsdrang eine gewichtige Rolle, dem mit der Nennung des Namens Vorschub geleistet wird. Besonders problematisch ist das, wenn man sich bewusst macht, dass im Verhältnis dazu die Namen der Opfer und der Angehörigen den Wenigsten im Gedächtnis bleiben.

[2] Der Täter ermordete später außerdem mutmaßlich seine eigene Mutter, die 72-jährige Gabriele Rathjen, bevor er sich selbst erschoss.

[3] Im Podcast Clanland – Schrecklich nette Familiengeschichten (Link), gehen Marcus Staiger und Mohamed Chahrour gesellschaftlich verbreiteten Vorstellungen über „Clans“ als sozialer Strukturen von Menschen mit Migrationshintergrund und deren vermeintlicher Überlagerung mit kriminellen Milieus auf den Grund. Dabei beleuchten sie in Folge 8 insbesondere die Rolle der Medien und in Folge 9 jene von Polizei und Rechtsstaat bei der Konstruktion und Zementierung solcher Anschauungen.

[4] Link zur Quelle Im Zitat ist der Name des Täters durch diese Bezeichnung in eckigen Klammern ersetzt.

[5] Im Detail ist die Kette des Versagens von der Initiative 19. Februar Hanau hier ausgearbeitet.

[6] Erklärung von Seda Başay-Yıldız, ldil Baydar, Anne Helm, Martina Renner, Janine Wissler und Hengameh Yaghoobifarah abgegeben anlässlich des Prozessauftakts gegen den Angeklagten A. M. am 16. Februar 2022 vor dem Landgericht Frankfurt. (Link Bild 1, Link Bild 2)

[7] Eine Dokumentation der Todesopfer rechter Gewalt im Bundesgebiet seit 1990 findet sich auf der Seite der Amadeu-Antonio-Stiftung. (Link)

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„Deine Anne – Ein Mädchen schreibt Geschichte“ in Zittau

Gemeinsam mit der Kirchgemeinde St. Johannis und der Stadt Zittau wird die Netzwerkstatt vom 15.6. bis 15.7.2022 die große Ausstellung des Berliner Anne Frank Zentrums „Deine Anne – Ein Mädchen schreibt Geschichte“ in die Zittauer Johanniskirche holen. 

Die Ausstellung rückt die Lebensgeschichte von Anne Frank in den Blickpunkt. Sie gibt Impulse zu wichtigen Fragen unseres Zusammenlebens – zu Fragen von Ausgrenzung und Zugehörigkeit, zur Bedeutung von Menschenwürde, Menschenrechten, Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie.

„Deine Anne“ legt einen Schwerpunkt auf die Einbeziehung von Jugendlichen und arbeitet mit dem sogenannten Peer-Guide-Ansatz. Das bedeutet, dass Jugendliche als Peer-Guides ausgebildet werden und Schulklassen und Jugendgruppen durch die Ausstellung begleiten. Die Ausstellung lohnt sich aber auch für Erwachsene, für die wir ebenfalls Führungen anbieten möchten.

Darüber hinaus ist die Ausstellung als gesamtstädtisches Gemeinschaftsprojekt angelegt. Wir möchten viele Menschen und Organisationen als Partner einbeziehen – sei es bei der Programmplanung oder als finanzielle Unterstützer*innen oder Multiplikator*innen.

Wir benötigen

…inhaltliche Beiträge zum Begleitprogramm
…kreative Beiträge zu unserer Kunstaktion „Tagebuchanstöße im Stadtraum“
…ehrenamtliche Ausstellungs-Guides
…ehrenamtliche Aufsichtskräfte in der Johanniskirche
…finanzielle Unterstützung

Weitere Informationen dazu finden Sie im angehängten Flyer und unter www.deine-anne-zittau.info.

Folgen Sie uns auf Facebook und Instagram. Lassen Sie sich in unseren E-Mail-Verteiler aufnehmen (Kontakt: a.knuevener@hillerschevilla.de) und leiten Sie unsere Informationen in Ihren Netzwerken weiter. Helfen Sie uns, das Projekt bekannt zu machen!

© Beitragsild: Anne Frank Zentrum, Foto: Mandy Klötzer

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„Das Gerücht über die Juden“ – Workshop zu Genese und Funktionsweise von Antisemitismus

Antisemitismus ist weniger ein Vorurteil oder eine Form des Hasses auf Menschen. Es handelt sich beim Antisemitismus vielmehr um ein Gefühl (Ressentiment) und ein Modell zur Erklärung von gesellschaftlichen Zusammenhängen. Antisemitismus bezeichnet Anschauungen, die die Sicht des Individuums auf die Welt formen. Im Workshop widmen wir uns deshalb den folgenden Fragen: Wie entstehen diese antisemitischen Anschauungen? Welche Funktionen erfüllen sie für das Individuum in der modernen Gesellschaft? Und was vielleicht noch wichtiger ist: Wie kann ihnen wirksam begegnet werden?

Der Workshop bietet …

… einen Überblick über aktuelle Formen des Antisemitismus und ihre Entstehung.

… Handlungsoptionen im Umgang mit Antisemitismus.

… Raum für Austausch über eigene Erfahrungen.

Das Ziel des Workshops ist die Sensibilisierung für Antisemitismus und dessen Funktion sowie die Wissens- und Kompetenzvermittlung im Umgang mit antisemitischen Diskriminierungen, Handlungen und Äußerungen.

Datum:               9. März 2022
Uhrzeit:               13:00 bis 17:00 Uhr
Ort:                      Jakobstr. 5a, Görlitz

Der Workshop ist kostenfrei und auf 20 Teilnehmende begrenzt. Anmeldung bis zum 07. März 2022 per Mail an Felix Pankonin (f.pankonin@hillerschevilla.de) oder unter +49 3583 779644.

Eine Veranstaltung von „Tacheles – Oberlausitzer Initiative für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus“.
Wir freuen uns auf Eure Teilnahme und Eure Anregungen.

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Zwei Zittauer Stolpersteine

Seit 1996 werden durch den Kölner Künstler Gunter Demnig Stolpersteine verlegt. Die pflastersteingroßen Blöcke aus Beton und Messing werden in Bürgersteige eingesetzt und sind Denkmale für während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgte und ermordete Menschen. In Zittau werden sie seit 2005 dank der Initiative Erinnerung und Versöhnung verlegt. Heute kümmert sich die Hillersche Villa um Zittaus Stolpersteine. Zittauer:innen und Menschen aus der näheren Umgebung können Patenschaften für einen oder mehrere Steine übernehmen. Die Pat:innen pflegen diese und informieren über die Geschichten der Personen.

Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags am 27.01. fand 2022 im Zittauer Ratssaal die Verleihung zweier Stolpersteinpatenschaften an Armin Pietzsch und Thomas Zenker statt. Beide sind ehemalige Mitarbeiter der Netzwerkstatt. Armin Pietzsch, der seit 2005 an der Verlegung von Stolpersteinen in Zittau beteiligt war, übernahm die Patenschaft für den Stolperstein von Bertha Hiller am Klienebergerplatz 1. Thomas Zenker übernahm die Patenschaft für den Stolperstein von Leo Elend in der Reichenberger Straße. Nach der feierlichen Übergabe wurden die Steine von Bertha Hiller und Leo Elend erstmals durch ihre neuen Paten geputzt und ihre Geschichten erzählt.

Bertha Hiller heiratete mit 21 den Ingenieur Gustav Hiller, den Gründer der Phänomenwerke in Zittau. In den Jahren darauf zogen sie gemeinsam in die Villa am heutigen Klienebergerplatz 1. Dort zog sie vier Kinder groß und trat spätestens zu diesem Zeitpunkt der evangelisch-lutherschen Kirche bei. Als ihr Mann 1913 starb, übernahmen vorrübergehend sie und ihr Bruder, später ihr Sohn die Geschäftsführung des Unternehmens. Aufgrund ihrer Abstammung wurde sie von den Nazis als „Volljüdin“ deklariert. Die Zahlung von immensen Summen aus dem Familienbesitz rettete sie vor der Deportation. Dies war möglich, da die Firma Phänomen ein wichtiger Bestandteil der Kriegsindustrie geworden war. Bertha Hiller verbrachte die letzten Jahre ihres Lebens in Hausarrest.

Leo Elend war seit 1929 Religionslehrer und Prediger der Israelitischen Religionsgemeinde in Zittau. Er wurde als Mensch und Lehrer sehr geschätzt. Kurz nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurde er verhaftet und nach unbekannter Zeit entlassen. 1934 zog er in die Reichenberger Straße 19. Vier Jahre später übernahm er die jüdischen Sonderklassen in Chemnitz und wurde von dort nach Buchenwald verschleppt. Am 8. März 1939 nahm sich Leo Elend das Leben.

Wo liegen Stolpersteine?

Den Stolpersteine-Guide gibt es im Web und als App. Er zeigt die Standorte der Stolpersteine in Europa und stellt die Geschichten der verfolgten und ermordeten Menschen zum Nachlesen bereit.

Wie kann ich mitwirken?

Es steht allen frei, die in den Straßen liegenden Steine zu putzen. Wenn Sie Interesse an einer Patenschaft haben, melden Sie ich bitte bei folgenden Ansprechpersonen in der Netzwerkstatt der Hillerschen Villa. Wenn Sie Informationen über im Nationalsozialismus verfolgte Personen haben, für die noch keine Stolpersteine verlegt wurden, freuen wir uns über Ihre Hinweise!

Anne Kleinbauer
Fon 03583 / 779633
Fax 03583 / 779613
Mail a.kleinbauer@hillerschevilla.de

Patrick Weißig
Fon 03583 / 779633
Fax 03583 / 779613
Mail p.weissig@hillerschevilla.de

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Bücher für mehr Demokratie und Vielfalt!

2021 war ein Jahr, in dem auch in der Netzwerkstatt ziemlich viel passiert ist. Ein kleines, etwas unauffälliges Projekt möchte ich heute vorstellen, da es zwar ein zeitlich begrenztes Projekt war, also einen klaren Start- und Endpunkt hatte, die Früchte davon jedoch länger geerntet werden können, es also noch top aktuell ist:

So bunt ist unsere Welt. Bücher für mehr Demokratie und Vielfalt.

Und zwar konnte die Partnerschaft für Demokratie der Stadt Görlitz die Stadtbibliothek Görlitz als Kooperationspartner gewinnen, um gemeinsam eine Buchreihe zu beginnen. Die Buchreihe sollte für Kinder sein und die Vielfalt, die es in unserer Welt gibt, besser abbilden. Denn Bücher, die wir als Kinder lesen, uns anschauen und vorgelesen bekommen, prägen unser Weltbild. Bücher sind ein Weg, Welten zu entdecken. Oft helfen sie Kindern, Aspekte des Lebens kennenzulernen, mit denen sie sonst nicht in Berührung kämen. Oder sie helfen, sich mit eigenen Sorgen und Themen auseinanderzusetzen.

Aktuell gibt es viele Bücher, die klaren, wiederkehrenden Bildern folgen, beispielsweise die hilfsbedürftige, weiße Prinzessin und der weiße und starke Prinz. Unsere Welt ist aber bunter, aufregender und vielfältiger! Vorurteile werden nicht angeboren, sondern erlernt. Umso wichtiger ist es, mit vielen unterschiedlichen Vorbildern groß zu werden. Kinder können sich mit tollen Charakteren identifizieren, egal welcher Religion, Herkunft, Hautfarbe oder welchen Geschlechts.

Wer teilt mit uns unseren Alltag? Wer sind unsere Vorbilder? Was ziehen wir am liebsten an? Ist es wichtig, was wir tragen? Was ist eine echte Familie? Wer lebt in unserer Nachbarschaft? Was gibt es für Abenteuer zu erleben? Was macht mir Bauchschmerzen?

Vielfaltsbewusste Antworten gibt hierauf die Bücherreihe So bunt ist unsere Welt. Bücher für mehr Demokratie und Vielfalt. in der Stadtbibliothek Görlitz. Über 30 Kinderbücher erzählen inklusive Geschichten mit progressiven Rollenbildern und setzen sich mit vielfältigen Lebensrealitäten auseinander. Die Auswahl richtet sich vorrangig an Kinder im Vorschulalter, lässt sich aber auch wunderbar von und für Groß und Klein (vor-)lesen.

Ein Besuch in der Stadtbibliothek lohnt sich also. Die Bücher sind im Katalog unter dem Schlagwort „Vielfalt“ vermerkt. Und wenn es um die Auswahl des nächsten Geschenks geht oder ihr eure eigene (Kinder-)Bibliothek erweitern wollt, hat das Institut für Situationsansatz (ISTA) einen Fragenkatalog erstellt, der hilft, die eigenen Bücher nochmal mit anderen Augen zu lesen oder neue Bücher bewusster auszusuchen:

Kriterien für die Auswahl von Kinderbüchern, die eine vorurteilsbewusste und inklusive Bildung unterstützen1

  • Kinder mit unterschiedlichen Vorerfahrungen und Familienkulturen sollen sich identifizieren können.
  • Alle Kinder sollen angeregt werden, ihren Horizont zu erweitern und etwas über die Vielfalt von Lebensgewohnheiten erfahren.
  • Die Bücher sollen Kindern helfen, ihren „Gefühls-Wortschatz“ zu erweitern.
  • Die Bücher sollen keine stereotypen und diskriminierenden Abbildungen oder Inhalte enthalten.
  • Die Bücher sollen anregen, kritisch über Vorurteile und Diskriminierung nachzudenken.
  • Die Bücher sollen Beispiele enthalten, die Mut machen, sich gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit zu wehren.

Diese Liste stellt eine sehr große Hilfestellung dar. Einen weiteren Lesetipp erlaube ich mir aber noch zu geben:

Der Artikel Wir gehören dazu! Kinderbücher für alle in der Vierteljahrs-Zeitschrift des IDA-NRW2 beleuchtet tiefer, was die Leerstellen von fehlender Vielfalt in Geschichten und Büchern in der eigenen Kindheit bedeuten können. Die Autorin Gabriele Koné stellt auch wiederkehrende Muster heraus, die sich immer wieder unter dem Schlagwort „Vielfalt“ verbergen. Diese behandeln zwar Diversität, jedoch oft eben nicht auf eine sensible Art und tragen schlimmstenfalls sogar zur weiteren Reproduktion von Diskriminierung bei.

YV


[1] Fachstelle KINDERWELTEN für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung, www.kinderwelten.net Institut für den Situationsansatz / Internationale Akademie Berlin gGmbH (INA) [Quelle: https://situationsansatz.de/wp-content/uploads/2019/11/
Kriterien_Kinderb%C3%BCcherauswahl.pdf ; abgerufen am 25.01.22]

[2] „Wir gehören dazu! Kinderbücher für alle Kinder“ von Gabriele Koné (in : Vierteljahrs-Zeitschrift des IDA-NRW: Ein rassismuskritischer Blick ins Kinderzimmer Überblick Nr. 4, Dezember 2021 Quelle: https://www.ida-nrw.de/fileadmin/user_upload/4_2021_Ueberblick_onlineversion.pdf [abgerufen am 10.01.2022]

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Ein Wandkalender für Vielfalt

Die Partnerschaft für Demokratie (PfD) der Stadt Zittau möchte in diesem Jahr auf besonderem Wege auf sich, ihre Ziele und Projekte aufmerksam machen. Der mit interkulturellen Aspekten gefütterte Wandplaner des Formats A1 zeigt auf der Vorderseite, neben den Kalendertagen, Schulferien und Feiertagen, auch Feiertage diverser Religionen. Aufgelockert wird diese Ansicht durch Eindrücke aus den im Jahr 2021 durchgeführten Veranstaltungen oder mitfinanzierten Projekten.

Die Rückseite des Planers zeigt, was eine PfD und natürlich die PfD der Stadt Zittau ausmacht. Hier werden durchgeführten oder mitfinanzierten Projekte und Veranstaltungen aus 2021 vorgestellt sowie ein grober Ausblick auf 2022 gegeben: Die Antragsfristen für 2022, aber auch kommende Highlights wie die Interkulturelle Woche 2022 werden abgebildet.

Der Wandplaner verbindet somit die Nützlichkeit eines Kalenders und ausführlichen Flyers. Bestehende Projektpartner:innen und Akteure in der Zivilgesellschaft, Wirtschaft, aber auch in Politik und Verwaltung sollen von ihm profitieren. So können Engagierte aus diesen Bereichen erreicht sowie die Neugierde von Bürger:innen der Stadt geweckt werden, denen das Prinzip der PfD nicht geläufig ist.

Über das Jahr 2022 hinweg sollen Social-Media-Posts entstehen, die bestimmte im Kalender abgebildete religiöse Feiertage und deren Hintergründe erläutern. Diese werden über den Facebook-Account der Neisse-PfD geteilt.

TS

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