„Der kleine und der große Mut“ – Eindrücke von der Lebendigen Bibliothek zur Zittauer Lesenacht
Leihen Sie sich einen Menschen aus…
… hören Sie 20 min einfach zu und kommen Sie miteinander ins Gespräch!
Das war unsere Einladung zur Lebendigen Bibliothek, die am 24.11.2023, im Rahmen der Zittauer Lesenacht stattfand. Der Abend bot reichlich Gelegenheit, sich zu überzeugen, wie wunderbar das Konzept der Lebendigen Bibliothek funktioniert: Die Besucher*innen leihen sich für eine begrenzte Zeit einen Menschen aus, der als lebendiges Buch seine persönliche Geschichte erzählt, über die man in freundlicher, geschützter Atmosphäre miteinander ins Gespräch kommen kann.
Zentrum unserer Lebendigen Bibliothek war das Atrium der Kreismusikschule im Noackschen Haus. Hier hatten wir einen Bibliothekstresen mit Cafébereich eingerichtet. Auf den Tischen fanden die Besucher*innen einen kleinen Katalog, in dem wir unsere lebendigen Bücher mit Buchtitel und einem kurzen Klappentext vorstellten.
Nachdem das erste Eis gebrochen war, trauten sie sich bald die ersten Leser*innen ein Buch auszuleihen. Danach waren unsere lebendigen Bücher waren fast durchweg entliehen. Die wundervollen Musikschulräume in der 1. Etage des Noackschen Hauses hatten wir in gemütliche hergerichteten „Leseecken“ verwandelt. Hierhin zogen sich die Bücher mit ihren Leser*innen zurück und erzählten aus ihrem Leben. Dabei entspannen sich Gespräche, für die die 20minütige Ausleihdauer meist zu kurz war, so dass viele Leser*innen ihre Bücher verlängerten.
Unsere lebendigen Bücher erzählten vom Loslassen und Neuanfangen: z.B. vom Weg aus der Alkoholsucht oder vom Aufbauen eines neuen Lebens nach der Flucht. Sie erzählten davon, mutige, richtungsweisende Lebensentscheidungen zu treffen, wie die Entscheidung in eine Ordensgemeinschaft eines Klosters einzutreten und diese nach einer langen Zeit wieder zu verlassen und zu heiraten oder von Entscheidungen ins Ausland zu gehen, dort zu leben und zu arbeiten und dann nach vielen Jahren wieder nach Deutschland zurück zu kehren. Auch der steinige Weg zu einer Professur in der Wissenschaft war Thema eines unserer lebendigen Bücher, während ein anderes darüber berichtete, wie es als Mensch mit einer Behinderung Mut und Motivation fand, sich für das Thema Inklusion zu engagieren.
Wir alle wurden mit der anregenden Atmospäre eines besonderen Abends beschenkt. Wir waren ein tolles Team, bestehend aus acht lebendigen Büchern und sechs Bibliothekar*innen, mit denen wir die Bibliothek auf die Beine stellten und hatten sehr interessierte und begeisterte Leser*innen.
Wir bedanken uns außerdem bei der Kreismusikschule Dreiländereck, dem Gerhart Hauptmann Theater, dem Jolesch der Hillerschen Villa und Anna Pasichnichenko.