Jüdische Gedenkwoche in Görlitz 2021
Die erste Jüdische Gedenkwoche in Görlitz ist gerade zu Ende gegangen. Vom 4. bis 9. November fanden zahlreiche Veranstaltungen rund um das jüdische Leben in Görlitz statt. Dabei wurde sowohl die Entwicklung und das Erbe der Vorkriegsgemeinde als auch die Geschichte ihrer Auslöschung in der Shoah in den Blick genommen. Besonders eindrücklich waren die Beiträge der Nachfahren ehemaliger Görlitzer jüdischer Familien, die für die Feierlichkeiten aus aller Welt nach Görlitz gereist waren.
Diese erzählten am Abend des 4. November in der Neuen Görlitzer Synagoge die Geschichten ihrer Familien. Offiziell wurden sie am Morgen des 5. November von der Stadt Görlitz und Vertreter:innen der Vereinigten Staaten von Amerika, die die Anwesenheit der Angehörigen finanziell ermöglicht hatten, empfangen. Zu dem Anlass durften sich die Angehörigen im Namen ihrer Familien auch in das Goldene Buch der Stadt Görlitz eintragen.
Im Laufe des Tages fanden die Verlegungen von 15 Stolpersteinen statt, von denen drei als erste überhaupt in der Schwesterstadt Zgorzelec installiert wurden.
Samstagmorgen, am 6. November, reiste die Gruppe mit einigen Gästen zum Martinshof nach Rothenburg. Auf dem Gelände erinnert heute ein Denkstein an den Ort, wo früher eine Baracke stand, in der 1941/42 internierte Jüdinnen und Juden aus Görlitz lebten.
Am Nachmittag und Abend zeigte das Camillo Kino den Film „Winterreise“, in dem der amerikanische Radiomoderator und Autor Martin Goldsmith die Geschichte seiner Eltern aufarbeitete, die wie viele der Angehörigen unserer Gäste aus Deutschland fliehen mussten und andernorts ein neues Leben begannen. Goldsmith war sogar selbst zu Gast und gab dem Publikum die Gelegenheit zum Gespräch.
07.11.: Poesiebuchvorstellung „Eva Goldberg“ 09.11.: „GehDenken“ Stolpersteinputzen mit Start auf der Salomonstraße 09.11.: „GehDenken“ Stolpersteinputzen, Familie Goldberg
Der 7. November stand ganz im Zeichen der Präsentation der Edition des Tagebuchs von Eva Goldberg, die von Lauren Leidermann erstellt und vom Hentrich&Hentrich Verlag herausgegeben wurde.
Am Abend des 8. November lud das IBZ St. Marienthal zu einem Vortrag und Gespräch über das Thema der Kindertransporte mit den Historiker:innen Bill Niven und Amy Williams sowie der Zweitzeugin Tamara Meyer. Mit den Kindertransporten wurden zwischen Ende 1938 und Herbst 1939 ca. 10.000 „jüdische“ Kinder nach Großbritannien verbracht.
Zum Abschluss der überaus ereignisreichen Woche fanden am 9. November die Veranstaltungen im Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938 statt.
Das Team der Netzwerkstatt durfte auf vielen Ebenen mitwirken: Wir haben Angehörige empfangen und begleitet, waren auf den Podien der Veranstaltungen vertreten, haben beim Übersetzen geholfen, Veranstaltungen dokumentiert und bei Exkursionen für ein warmes Getränk gesorgt. Eine aufregende und intensive Woche liegt hinter uns. Erste Momente des Zurückschauens wollen wir gerne mit euch teilen, vor allem mit visuellen Eindrücken.
YV, FP, AKL, TS