Über Verschwörungsmythen und Antisemitismus in Zeiten von Corona
Das ist doch alles von Oben so geplant? Hinter Bill Gates steht eine internationale Finanzelite, die mit dem Corona-Virus zur Weltherrschaft gelangen will? Dahinter stecken doch die Zionisten?
In Zeiten der wirtschaftlichen und ideellen Verunsicherung, welche die Corona-Krise mit sich bringt, haben Verschwörungsmythen Hochkonjunktur. Viele Menschen suchen nach eindeutigen und allumfassenden Erklärungen, die ihnen die Wissenschaft nicht bieten kann. Während Sorgen, Unsicherheit und Ängste angesichts dieses weltweiten Ausnahmezustands verständlich sind, müssen wir ganz genau hinhören, wenn zum Beispiel jemand behauptet, „die Wahrheit“ zu verkünden oder von „geheimen Mächten“ die Rede ist, gegen die man sich zur Wehr setzen müsse.
Denn solchen Narrativen liegen oft antisemitische Erklärungsmuster zugrunde. Auch, wenn nicht explizit von „den Juden“ die Rede ist, sondern auf subtilere Codes zurückgegriffen wird oder eine andere Menschengruppe (z.B. „die Chinesen“) an deren Stelle treten, sind die Deutungsmuster immer dieselben: Es gibt welche, die wollen etwas Böses, und die haben die Mittel, es durchzusetzen. Die Journalistin und Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung Anetta Kahane spricht in diesem Zusammenhang auch vom antisemitischen „Betriebssystem“ von Verschwörungsmythen (https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/anetta-kahane-es-gibt-ja-auch-wirklich-verschwoerungen-li.83372).
Wer mehr über den Zusammenhang von Antisemitismus und Verschwörungserzählungen wissen möchte, findet hier eine Reihe digitaler Infoveranstaltungen, die aktuell im Rahmen der bundesweiten Aktionswochen gegen Antisemitismus und unter dem Hashtag #glaubnichtalles angeboten werden: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/projekte/aktionswochen-gegen-antisemitismus/
Wer im Bekannten- oder Familienkreis mit antisemitischen Aussagen konfrontiert ist oder Argumentationshilfen gegen Hassreden im Internet sucht, findet auf http://nichts-gegen-juden.de/ fundierte Gegenargumente zu den häufigsten antisemitischen Statements.
Wer selbst von antisemitischen Übergriffen/Beleidigungen betroffen ist, kann diese bei der Recherche- und Informationsstelle gegen Antisemitismus (RIAS.eV) melden: https://report-antisemitism.de/
Und wer eher einen satirischen Ansatz bevorzugt, kann sich vom DIY-Entschwörungsgenerator seinen*ihren eigenen Verschwörungsmythos erstellen lassen: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/glaubnichtalles/
Bildquellen:
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/