Rückblick – MAZEWA zeigt den jüdischen Friedhof aus neuen Perspektiven
In den letzten zwei Juliwochen fand das MAZEWA / European Heritage Volunteers-Projekt zur innovativen Interpretation jüdischen Kulturerbes statt. Die zwölf Teilnehmenden kamen aus elf verschiedenen Ländern und sind allesamt junge Expert:innen aus den Bereichen Denkmalpflege, (Kunst)Geschichte, Archäologie, Kulturerbe- und Regionalmanagement. Gemeinsam mit ihnen und mit Expert:innen für die regionale und jüdische Geschichte sowie einem Tourismus-Berater arbeiteten wir zwei Wochen lang an einem virtuellen Rundgang des jüdischen Friedhofs Zittau.
Los ging es in der ersten Woche mit einer Stadtführung und mehreren Begehungen des jüdischen Friedhofs – davon eine mit Uri Faber, einem Mitarbeiter der Moses-Mendelssohn-Akademie und Experten für jüdische Begräbniskultur(en). Neben einer Führung in den städtischen Museen mit Direktor Dr. Knüvener stand auch eine historische Schnitzeljagd auf dem Programm, bei der die Teilnehmenden entlang der Originalschauplätze erkundeten, wie jüdische Bürger:innen, ihr Alltag, ihre Geschäfte und Kultureinrichtungen mit der Stadt Zittau verflochten waren, bevor all das im Holocaust zerstört wurde.
Nach einem gemeinsam Sonntags-Ausflug nach Görlitz und Besichtigung der gerade wieder eröffneten Synagoge mit Alex Jacobowitz von der jüdischen Gemeinde Görlitz/Zgorzelec ging es dann an die Quellenarbeit. Auf Grundlage des von der NETZWERKSTATT gesammelten historischen Materials erarbeiteten die Teilnehmenden in Zweier-Teams die Inhalte für den virtuellen Rundgang. Dabei konnten sie das in der ersten Woche gesammelte Hintergrundwissen anwenden, aber auch neue Entdeckungen machen. So kam beispielsweise bisher unbekanntes Archivmaterial aus Löbau ans Licht, aber auch spannende internationale Funde wie die Eintrittskarte des Zittauers Walter Salinger aus seinem Exil in Shanghai.
Neben intensiver inhaltlicher Arbeit blieb dennoch genug Zeit für gemeinsame Ausflüge. Wir begaben uns u.a. auf eine Fahrradtour nach Sieniawka, auf den Spuren des ehemaligen Zwangsarbeiters Alexander Schneider. Seine Geschichte bietet bewegende Einblicke in die letzten Jahre des Krieges und der Shoah in der jetzigen Dreiländereck-Region.
Am Ende der zweiten Woche konnten wir schließlich die englische Version des Rundgangs im Zittauer Kronenkino präsentieren. Mit zwölf „Points of Interest“ erzählt er nicht nur die Geschichte des Friedhofs selbst, sondern bietet Infomaterial zu ausgewählten Biografien, Hintergrundwissen zu jüdischen Begräbnisritualen sowie Denkanstöße für die persönliche und pädagogische Auseinandersetzung mit Themen der jüdischen Regionalgeschichte.
Demnächst wird der Rundgang auch auf Deutsch zur Verfügung stehen. Sie haben Fragen zum Projekt oder möchten den virtuellen Rundgang in Ihre pädagogische Arbeit einbeziehen? Kontaktieren Sie uns unter netzwerkstatt@hillerschevilla.de oder telefonisch: 03583 779633.
AKL
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