Unterwegs mit Jan Müller
Schon lang stehen wir mit Herrn Jan Müller aus Jirikov (CZ) in Verbindung. Müller, Jahrgang 1936, erlebte eine wechselvolle Geschichte – über welche wir in Zeitzeugengesprächen mit ihm im Austausch stehen – ein Filmdokument ist derzeit in Planung.
Seine Lebensgeschichte steht exemplarisch für viele Lebensläufe älterer Menschen in der Grenzregion Tschechien-Deutschland. Viele Biografien der Kriegs- und Nachkriegsgenerationen sind gekennzeichnet von Systemwechseln und grundlegenden Veränderungen, von Verlust und Neubegin, von wechselnden Perspektiven und äußeren Umständen. Bereits als Kind erlebte Jan Müller diese Brüche hautnah. 1936 als deutschsprechender Tschechoslowake geboren, wurde er 1938 in Folge des Münchner Abkommens sogenannter „Reichsdeutscher“ und zum Ende des zweiten Weltkrieges „staatenlos“. Nach 1946 wurden Jan Müller und seine Eltern tschechoslowakische Staatsbürger. Sein Vater war Webermeister und aufgrunddessen nicht vertrieben. Und so blieb Müller in seinem Heimatort und baute sich nach und nach eine Existenz auf.
Vor einigen Tagen war ich mit ihm in seiner Heimat, dem Schluckenauer Zipfel unterwegs. Mir bot sich eine beeindruckende Landschaft, mit vielen kleinen Orten, deren Erkundung sich sehr lohnt. Doch dieser Blick war nur der „Halbe“, denn die bewegte Geschichte der Region ist nur noch schwer erkennbar. Der Großteil der Bevölkerung der Region wurde vertrieben, eine Vielzahl von Häusern und öffentlichen Einrichtungen verwaisten und verschwanden Stück für Stück aus dem Landschaftsbild. Für Müller war es Freude und Anstrengung zugleich gemeinsam mit mir eine Fahrt durch seine Heimat durchzuführen. Wo ich nur grüne Wiesen sah, zeigten sich für ihn Orte und Plätze mit eindrücklicher und auch schmerzhafter Geschichte. Ein kleiner Teil davon, wurde nun für mich auch sichtbar.
Alte Ansicht auf Filipov und Jirikov (CZ)
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